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SV Werl-Aspe II und das Bündnis mit der Pech-Marie

Spielbericht

(hk). Einmal mehr fühlt es Marius Grimm, dass sein SV Werl-Aspe II sich vor allem selbst besiegt. Das Gastspiel beim SC St. Pauli endet, für die Heerser Bruch-Boys mit einer eklatanten 0:4-Schmach. Grimm schimpft nach der dritten Saisonniederlage in Serie wie ein Rohrspatz: „Statt mit vollem Einsatz und Willen den Sieg zu erarbeiten, lassen wir uns zu einfach aus dem Konzept bringen.“

 

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Von Henning Klefisch

 

 

Bünyamin Akbayrak

Von Anpfiff an ist allen Beteiligten klar, dass diese Begegnung keineswegs unter dem Motto steht: „Technik, die begeistert.“ Dafür sind die Gegebenheiten auf dem Rasenplatz der West-Alm nicht passend. Die Gäste erwischen einen guten Start in diese Begegnung, agieren mutig, erzeugen ihrerseits sogar Druck. Ein Malus, warum sie sich nicht mit einem Torerfolg belohnen können: Das finale Zuspiel ist nicht exakt genug. „Pauli wankte und kam kaum in ihr Spiel“, beobachtet Marius Grimm. Er kann sich darüber freuen, dass beide Defensiven äußerst konzentriert und aufmerksam agieren, nur wenige gegnerische Entfaltungsmöglichkeiten gestatten. Trotzdem liegt das Spielgerät nach 34 Minuten urplötzlich im Aspe-Kasten. Grimm stellt verdutzt fest: „Keiner weiß so recht, wie der Gastgeber das schaffen konnte, aber irgendwie kommen sie viel zu einfach durch und wir kein Bein dazwischen.“

Thomas Zacharias

Mit der ersten vielversprechenden Abschlussaktion erzielen die Hausherren somit das erste Tor in dieser Partie. Aus der eigenen Hälfte spielt sich Bünyamin Akbayrak mit gleich mehreren Doppelpässen hervorragend bis vor den Gäste-Fänger Alexander Peters frei, überlupft diesen dann ausgesprochen fintenreich. St. Pauli Co-Trainer Thomas Zacharias spricht nach diesem Sahne-Tor von einem „schönen Einstand für uns in das Spiel.“ Und damit über einen Treffer, den Grimm als „sehr ärgerlich“ aus seiner Sicht bezeichnet. Mit dem Auftritt seiner Jungs zeigt sich Zacharias absolut einverstanden, als er nämlich Lippe-Kick in den Notizblock diktiert. „Das Spiel lief gut für uns. Wir haben gut in das Spiel gefunden und verdient das 1:0 gemacht.“

 

Ausgleich wird zurückgenommen

 

Nihat Durmaz

Im unmittelbaren Gegenzug erzielt die SV Werl-Aspe-Reserve den vermeintlichen Ausgleichstreffer. Nihat Durmaz ist der viel umjubelte Torschütze. Referee Marcel Lubanski gibt erst das Tor. „Danach geschehen Dinge, die uns komplett aus dem Konzept, der Bahn und weg vom Fußballspiel brachten“, gibt Marius Grimm bei Lippe-Kick hektisch atmend zu Protokoll. Was ist denn bitteschön passiert? „St. Pauli beschwert sich lautstark und der Unparteiische revidierte seine Entscheidung nach kurzer Rücksprache. Der Ball war wohl eindeutig im Aus und ist von einer Stange zurück auf das Spielfeld gesprungen. Der Unparteiische hatte dieses nicht direkt erkennen können, es war wohl aber aus einer anderen Perspektive deutlich zu erkennen und die Entscheidung auch richtig“, erklärt der ehrliche Grimm. Ergänzend: „Wenn auch zu einem sehr unglücklichen Zeitpunkt und Situation.“

 

 

Lubanski findet den Übeltäter nicht

 

Dieses aufregende Spiel, das nichts für Menschen mit einem schwachen Herzen oder einem labilen Nervenkostüm ist, hat noch eine weitere hitzige Szene parat. Es geht um eine vermeintliche Tätlichkeit gegen Julius Woineck (Bild rechts). „Der Unparteiische hatte dies zwar mitbekommen, konnte aber nicht den Schuldigen klar identifizieren und demnach auch keine Strafe aussprechen.“ Kommissar Lubanski fahndet, findet aber nicht. Da auch keine Zeitzeugen Licht ins Dunkeln bringen können, kommt der vermeintliche Übeltäter somit ohne Strafe davon. Nach dieser zweiten Situation sind die Werl-Aspe II-Akteure gänzlich von der Rolle.

 

Schnittger wie einst Madjer

 

 

Jonas Hertel

Grimm stellt beschämt fest: „Wir vergaßen das Fußballspielen und diskutierten bei jeder Entscheidung.“ Da seine Mitspieler die falsche Priorisierung legen, schlucken sie noch zwei weitere Gegentore vor dem Halbzeitpfiff in diesem unfassbar intensiven Match, das zunehmend unkontrolliert wirkt. 41 Minuten sind von der Uhr, als nach einem weiten Freistoß der Pauli-Angreifer Jonas Hertel mit dem Rücken zum gegnerischen Gehäuse platziert ist. Die Asper-Innenverteidiger Sören Krack und Dennis Niehaus beschatten Hertel eng und intensiv. Der Lausbub lässt die Kugel jedoch passieren, springt zudem schräg zur Seite und somit an den Gegenspielern vorbei. In bester Stimmungslage sprintet Fabian Schnittger in den Rücken der gegnerischen Abwehr hinein, nimmt das Objekt der Begierde geschickt an, steht völlig frei vor Gäste-Torwart Alexander Peters (Bild rechts), überwindet diesen per Hackentor durch die Beine zum 2:0. Die älteren Leser werden sich daran noch bestens erinnern und ziehen vielleicht einen prominenten Vergleich:
Es war wie einst, als im Jahr 1987 der algerische Stürmer Rabah Madjer seinen FC Porto per Hackentor zum Titel im Landesmeister-Cup gegen den FC Bayern München knipste. 180 Sekunden später versenkt Elfmeter-Experte Jan-Luca Drexhage einen Strafstoß, den auch Grimm nach einem Foul an Akbayrak als „berechtigt“ einstuft. In dieser Szene hätte sich Emre Akar besser anstellen können. Sein Mitspieler beanstandet: „Sehr unglücklich geht Emre im Sechzehner in den Zweikampf und trifft statt Ball den Gegner.“ Für Zacharias ist dieser Zwischenstand absolut berechtigt: „Es steht 3:0 und das Ergebnis geht in Ordnung.“

 

„Wir wollten wieder ein besseres Bild zeigen“

 

Julian Hennemeier

In der Halbzeitpause wird Tacheles geredet. Fast schon mit einem südländischen Temperament. Sogar die Zuschauer mischen mit. Es dauert seine Zeit, bis alle spürbar entspannt zur Ruhe kommen können. Der Matchplan, den Werl-Aspe II-Cheftrainer Salvatore Völkel seinem Team mit auf den Weg gibt, klingt nachvollziehbar: „Wir haben uns vorgenommen, das Fußballspielen wieder anzunehmen und das Diskutieren sein zu lassen“, veranschaulicht Grimm. Um sogleich eine klare Botschaft zu senden: „Wir wollten wieder ein besseres Bild zeigen und den Anschlusstreffer erkämpfen.“ Dieser Wunsch realisiert sich aber nicht. Dafür muss schon ein satter Latten-Kracher der Paulianer sorgen. Erst dann kommt der Weckruf. Der technisch versierte und schussstarke Julian Hennemeier fasst sich aus rund 20 Metern Torentfernung ein Herz, knallt die Kugel auf das Sportclub-Gehäuse. Bjarne Boekstegers im dortigen Kasten verhindert das Anschlusstor allerdings mit einer Monsterparade.

 

Der laute Durmaz-Schrei

 

Die Gäste wollen das 1:3 erzwingen. Das Problem verrät Grimm: „Aber wieder eine Szene brachte uns aus dem Spielfluss.“ Ein flach getretener Freistoß wird am Strafraum abgefälscht. Boekstegers (Bild rechts) möchte den Ball parieren, doch ihm entgleitet dieser aus seiner Hand. Durmaz präsentiert sich als hellwach, geht zur Kugel, doch schreit urplötzlich laut auf, krümmt sich vor Schmerzen. Grimm tritt als Aufklärer in Erscheinung. „Umgeknickt? Zerrung? Knie verdreht? Nein, der Torhüter hat ihn an der Ferse getroffen und ihn so zu Fall gebracht. Das ging schnell und war nicht absichtlich, doch der Pfiff für den Elfmeter blieb aus. Nach Videoanalyse kann man sagen, es ist ein klarer Elfmeter.“ Die Monstermöglichkeit, auf 1:3 zu stellen, bleibt den Gästen vom Heerser Bruch somit auch in dieser Szene verwehrt. Grimm kann dies sogar etwas nachvollziehen, ist dieses Foulspiel nach seinem Dafürhalten „etwas schwer zu erkennen.“ Um sogleich aber auch den akustischen Wert in Betracht zu ziehen: „Wobei ein Spieler, der so schreit, nicht grundlos zu Boden geht.“

 

Schnittger vollendet aus schwieriger Position

 

Paul Hauck

Selbst danach gibt der SV Werl-Aspe II nicht auf, möchte unter allen Umständen das 1:3 erzielen, doch findet keinen passenden Weg in Richtung gegnerisches Gehäuse. In den Schlussminuten erhöhen die Asper spürbar die Schlagzahl, ebenfalls das Risiko. Dadurch öffnen sie den Paulianern einige interessante Räumlichkeiten. Aus mehreren vielversprechenden Möglichkeiten nutzen die Grün-Weißen eine in der 88. Minute. Erneut ist Schnittger erfolgreich. Boekstegers schlägt weit ab. Die Kugel findet ihren Weg auf die linke Seite. Paul Hauck wird an der Grundlinie in Position gebracht. Nach seiner akkuraten Flanke auf den zweiten Pfosten, auf der Anhöhe vom Fünfmeter-Raum, köpft Schnittger aus spitzem Winkel zum 4:0-Endstand ein.

 

„Haben uns nicht beeindrucken lassen“

 

Zacharias resümiert via Lippe-Kick: „Ein intensives Spiel, von dem wir uns aber nicht beeindrucken haben lassen.“ Nach dem furiosen Überraschungscoup beim TuS RW Grastrup-Retzen transportieren sie den Schwung hinein in diese Partie, fahren sogar einen noch deutlicheren Erfolg ein. Zacharias fordert von seinem Team folgende Aufgabenstellung: „Jetzt müssen wir unseren Fokus auf das nächste Spiel setzen und die Lehren aus dem Spiel gegen Werl-Aspe II ziehen.“ Immerhin haben sie doch auch so einige bange Momente überstehen müssen.

 

„Pauli stolpert und ackert sich zu vier Toren“

 

Nach der nunmehr dritten deutlichen Niederlage hintereinander ist die Stimmungslage beim Werl-Asper O-Ton-Geber Marius Grimm (Bild links) nicht gerade fantastisch. Er klagt via Lippe-Kick sein Leid: „Die Sch… klebt weiterhin am Schuh. Pauli stolpert und ackert sich zu vier Toren, zu denen wir mal wieder mindestens die Hälfte unnötig herschenken.“ Selbst bleibt den Schwarz-Weißen nur der Konjunktiv: „Wir könnten nun diverse „hätte, wenn und aber“-Spiele spielen, aber am Ende würde es am Ergebnis nichts ändern.“ Daher gibt er seinem Team die eindringliche Botschaft mit auf den Weg: „Wir müssen lernen, den Mund zu verschließen, die Zähne zusammenzubeißen, die Beine in die Hand zu nehmen und das Lob in den eigenen Reihen zu vermehren, erst dann werden wir erfolgreicher.“ Bereits am Dienstag-Abend bietet sich dafür die aussichtsreiche Möglichkeit, wenn ab 19.00 Uhr am heimischen Heerser Bruch die TuS Helpup in Empfang genommen wird.

 

 

 

Fazit: Wie viel Pech kann eine Mannschaft nur ertragen. Dem Schiedsrichter Marcel Lubanski ist nicht unbedingt ein großer Vorwurf zu machen. Die strittigen Szenen laufen fast ausnahmslos gegen den SV Werl-Aspe II, der stets bemüht, aber vor allem auch glücklos ist. Die Paulianer erzielen die Tore zum richtigen Zeitpunkt. Vor allem unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff fallen diese aus psychologischer Sicht extrem günstig.

 

 

Tore:
1:0 Bünyamin Akbayrak (34. Min.)
2:0 Fabian Schnittger (41. Min.)
3:0 Jan-Luca Drexhage (per Elfmeter; 44. Min.)
4:0 Fabian Schnittger (88. Min.)

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
11. September 2022 90' Kreisliga B2 Lemgo 2022/23 5

Spielort

West-Alm
Blumenviertel, Neuenturmhof, Lemgo, Kreis Lippe, Regierungsbezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, 32657, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
SC St. Pauli314Win
SV Werl-Aspe II000Loss

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