Der zu knappe Lüerdisser Derby-Sieg

Spielbericht

(hk). Diesen Derby-Sieg in der Nachbarschaft muss sich der VfL Lüerdissen richtig hart erkämpfen. Die Blitzführung schenken sie leichtfertig her. Erst 20 Minuten vor dem Schlusspfiff tritt der treffende Co-Trainer Sebastian Lehmeier als Erlöser in Erscheinung, als er zum 2:1-Siegtor bei der SG Hörstmar/Leese erfolgreich ist. „In Summe war das ein verdienter Sieg, auch wenn er knapp war“, bilanziert VfL-Cheftrainer Tim Steffen im Gespräch mit Lippe-Kick.

Von Henning Klefisch

Ferhat Havadir

In den ersten 20 Minuten treten die Lüerdisser extrem tonangebend auf. Mit reichlich Agilität stabilisieren sie die eigene Deckung, entwickeln zudem ein hervorragendes Gefühl für die bespielbaren Räumlichkeiten auf dem Rasenplatz in Hörstmar. Sie wissen genau, wo sie am besten pressen können, welche Zonen lukrativ sind. Völlig berechtigterweise gehen die Gäste nach acht Minuten durch Ferhat Havadir auch mit 1:0 in Führung. Nach einem Flankenball von Tim Krüger versenkt der Offensivmann aus einer allerdings „abseitsverdächtigen Position“, was Tim Steffen ehrlich einräumt.

Tim Krüger

Ab Mitte vom ersten Spielabschnitt lässt der Favorit die Zügel merklich schleifen. Das Sonneborn/Alverdissen-Match dient als Schablone, gelingt es den Lüerdissern doch nicht mehr ausreichend, das Spielgerät akkurat zu verteidigen, die Zweikämpfe zu suchen und zu finden. Dadurch bekommt die Spielgemeinschaft mehr Zugriff, was sie auch zu nutzen weiß, mehr Spielanteile gewinnt. „Wir haben zu spät reagiert, um wieder Aktivität auf den Ball zu bekommen“, prangert Steffen unverhohlen bei Lippe-Kick an. Dieses Defizit hat das Lüerdisser Trainerteam in der Halbzeitpause auch eindringlich thematisiert.

Ahnungslosigkeit nach dem Elfmeterpfiff

Erol Bostan

Nach dem Wiederanpfiff wird die Begegnung immer offener. Hörstmar/Leese-Angreifer Davide Ayena läuft allein auf den Gäste-Keeper Luc Brunton zu. Der Schlussmann bleibt lange stehen, pariert grandios in dieser Situation. Nickligkeiten prägen die Szenerie, „wo der Schiedsrichter nicht auch immer die klare Linie für sich fand“, meint Steffen. Er echauffiert sich vor allem über den verhängten Elfmeter in der 48. Minute, der von Erol Bostan kompromisslos verwandelt wird. „Danach ist es still und keiner weiß so richtig, warum und wieso. Bei uns wusste keiner so richtig, warum es diesen Elfmeter überhaupt gab“, zuckt der VfL-Spielertrainer nur ahnungslos mit den Schultern.

„Will es nicht als einen glücklichen Sieg betrachten“

Sebastian Lehmeier

Nach diesem 1:1 gelingt es den Lüerdissern zunehmend besser, aktiver die Balleroberung zu realisieren. Im zweiten Teil vom zweiten Spielabschnitt erspielen sich die Männer aus dem Waldstadion eine Vielzahl an interessanten Abschlussaktionen, wobei allerdings mehrfach die potenzielle Vorentscheidung verpasst wird. Häufig stehen sie im Eins-gegen-eins-Duell im Angesicht mit dem gegnerischen Fänger. Ob Havadir, Lehmeier oder Jan Batzer, sie alle sind nur wenig zielsicher. Ebenfalls ein nach dem Dafürhalten von Steffen zu Unrecht aberkanntes Abseitstor von Krüger missfällt ihm. Das Siegtor fällt in der 71. Spielminute nach einem Eckball. Per sinkender Bogenlampe überwindet der köpfende Lehmeier den gegnerischen Fänger Tim Niklas Krüger. Auch danach leiden die Lüerdisser unter einer eklatanten Verschwendungssucht, weshalb sie eine komfortablere Führung leichtfertig vergeben. „Ich will es nicht als einen glücklichen Sieg betrachten, aber du hast beim Stand von 2:1 immer die Gefahr, dass vielleicht noch einmal irgendetwas passiert“, bemerkt völlig korrekterweise Tim Steffen abschließend bei Lippe-Kick.

Fazit: Dieser Sieg hätte definitiv auch deutlicher eingefahren werden können. Die Lüerdisser vergeben allerdings eine Vielzahl an Abschlussaktionen, weshalb sie sich an die eigene Nase fassen müssen, dass es bis in die Schlusssekunde hinein dermaßen spannend bleibt.

Tore:
0:1 Ferhat Havadir (8. Min.)
1:1 Erol Bostan (per Elfmeter; 48. Min.)
1:2 Sebastian Lehmeier (71. Min.)