Spektakuläres Remis im Spitzenspiel

Spielbericht

(ab). Der SV Eintracht Jerxen-Orbke II und die SG Istrup/Brüntrup liefern ein wahres Spektakel ab und trennen sich am Ende schiedlich, friedlich mit einem 1:1-Unentschieden. Ein Resultat, mit dem alle Parteien nach dem Spiel zufrieden und unzufrieden zugleich sind.

Von André Bell

Zuerst einmal muss die Qualität des Spiels gelobt werden. Denn der SV Eintracht Jerxen-Orbke II und die SG Istrup/Brüntrup haben nicht nur ein Top-Spiel versprochen, sondern dieses Versprechen auch gehalten. Als ein „Spektakel“ empfindet Tim Hosch das Spiel und glaubt, dass man sich diese Partie „für einen Dienstagabend richtig gut angucken“ kann. Während zeitgleich auch in der UEFA Champions League gespielt wird, liefern sich beiden Top-Teams der Kreisliga B Detmold eine Wahnsinns-Partie, so Hosch: „Es war Spannung drin, es waren Emotionen drin, es waren viele Torchancen drin, es waren Tore drin, also eigentlich eine gute Mischung.“ Doch dann kommt die entscheidende Frage, ob die Hausherren mit dem Punkt zufrieden sind? „Ja und nein“, sagt Hosch und erklärt: „Aufgrund des Spielverlaufs nicht. Wenn man am Ende ein paar Minuten gegen neun Gegner spielt und zur Halbzeit mit 1:0 führt, müssen wir aus dieser Gemengelage heraus als Sieger vom Platz gehen.“

Jöstingmeier Polvora trifft ganz früh

Und nach den ersten 45 Minuten sieht es auch genau danach aus. Denn es läuft gut für den SVE Jerxen-Orbke II. Schon nach zwei Minuten trifft Marco Jöstingmeier Polvora per Freistoß aus 16

Marco Jöstingmeier-Polvora

Metern zum 1:0. Für die SG Istrup/Brüntrup beginnt das Spiel also so, wie schon der Abend begonnen hatte: mit einem Rückschlag. Beim Aufwärmen signalisiert Mittelfeldmotor Marcel Prasse, dass es mit seiner nicht komplett auskurierten Verletzung doch nicht geht. „Dann sind wir nicht so ins Spiel gekommen, wie wir uns das erhofft haben. Durch einen direkten Freistoß, bei dem unser Torwart sehr unglücklich aussieht, müssen wir früh einem Rückstand hinterherlaufen“, berichtet Georg. Und auch danach läuft nicht viel rund bei den Gästen: „Die Abstände waren anfangs gerade in unserem Zentrum zu groß. Dadurch hat Jerxen im ersten Abschnitt etwas mehr vom Spiel, würde ich sagen. Dennoch kommen wir zu ein, zwei richtig guten Gelegenheiten, scheitern aber am Torwart oder der nicht vorhandenen Zielstrebigkeit im Abschluss.“

Jerxen-Orbke II verdient sich Führung – Will fliegt

Die Hausherren verdienen sich im weiteren Spielverlauf die Führung. Coach Tim Hosch sieht seine Elf im Vorteil: „Die erste Halbzeit würde ich schon uns zuschreiben. Ich glaube, dass wir ein Plus an

Julian Will

Spielanteilen und das Plus an Zweikämpfen hatten, dass wir vielleicht auch ein wenig klarer in den Aktionen waren, dass wir den Gegner auch durch tiefen und durchdachten Spielaufbau das ein oder andere Mal auch ins Leere laufen lassen haben. Wir haben den Ball gut in das letzte Drittel vorgetragen, hatten noch die eine oder andere Gelegenheit, haben vielleicht zum Ende der ersten Halbzeit nicht mehr so die klaren Gelegenheiten gehabt, aber definitiv noch Chancen.“ Gegen Ende der ersten Halbzeit scheint das Spiel dann noch mehr zugunsten des SVE Jerxen-Orbke II zu kippen, als Julian Will wegen wiederholten Foulspiels mit gelbrot vorzeitig zum Duschen geschickt wird.

Hosch ist skeptisch

Die Beteiligten beurteilen die Szene unterschiedlich. Für Tim Hosch ist der Platzverweis nur logisch: „Es gab eine gelbrote Karte nach zwei für mich unstrittigen Aktionen, für die man gelb

Tim Hosch

geben kann. Es war eine harte Spielweise des Spielers und das kann dann auch passieren.“ Andre Georg sieht das etwas anders: „Durch die erste Ampelkarte kurz vor Ende der ersten Halbzeit wird die Aufgabe, das Spiel zu drehen, nicht gerade leichter. Ärgerlich, dass Julian Will in seiner ersten Aktion, wo er einen Schritt zu spät kommt, direkt ein Ticket kassiert, während es auf der anderen Seite in gleichen Aktionen nicht mal eine Ermahnung gibt. Bei dem zweiten Foulspiel habe ich nichts zu beanstanden, das ist klar gelb. Also geht er vom Platz.“ Tim Hosch hat allerdings kein gutes Gefühl, wie er zugibt: „Ich habe mich umgedreht zur Bank und habe meinem Betreuer noch gesagt, dass ich nicht weiß, ob das so gut ist. Ich war skeptisch. Wir haben 1:0 geführt, hatten ein klares Plus an Spielkontrolle und gehen so in die Kabine.“

Georg: „Innerer Schweinehund richtig gefordert“

Andre Georg

Mit dem trügerischen Ergebnis von 1:0 und mit einem Mann für den SV Eintracht Jerxen-Orbke II geht es in die Kabine. Hosch hat das Gefühl, „dass der Gegner in unserem Kopf drin ist. Die stehen jetzt mit dem Rücken zur Wand, haben nichts mehr zu verlieren und jeder erwartet, dass wir das Spiel noch weiter dominieren und die klaren Räume bespielen.“ Für die SG Istrup/Brüntrup ist die Aufgabe aber auch nicht unbedingt einfacher, stellt Andre Georg fest: „Mit zehn Mann auf dem Platz wurde der innere Schweinehund erst einmal so richtig gefordert.“

Hosch: „Istrup/Brüntrup hat Chaos gestiftet“

Was die SG Istrup/Brüntrup dann aber in den zweiten 45 Minuten mit einem Mann weniger abliefert, zollt auch Tim Hosch viel Respekt ab, denn „die zweite Halbzeit ist der Grund, weshalb wir dann doch mit dem Unentschieden zufrieden sind. Ich muss einfach Glückwünsche an Istrup senden. Das ist eine Mannschaftsleistung gewesen, eine kämpferische Leistung, von der sich manche Mannschaften in Abstiegskämpfen in höheren Ligen, sprich Bundesliga, 2. Bundesliga eine Scheibe abschneiden können.“ Denn den Gästen bleibt eigentlich auch gar keine andere Wahl, als weiter vorn draufzugehen, wenn hier noch mindestens ein Punkt herausspringen soll. Entsprechend agiert die Elf, bzw. Zehn von Falk Weskamp auch, beobachtet der Jerxen-Orbke-Coach: „Mit zehn Mann hat Istrup aktives Pressing gespielt und das Spiel an sich gerissen, Chaos gestiftet würde ich mal sagen. Hauptsächlich lange Bälle von uns provoziert, unglaubliche Meter gemacht.“

SG in Unterzahl spielbestimmend

Kämpferisch schmeißt die SG Istrup/Brüntrup alles rein, was auch daran zu erkennen ist, dass gegen Ende des Spiels drei Spieler parallel einen Krampf haben, danach aber weitermachen

Labinot Delolli

können. Die SG ist aber auch vom Pech verfolgt, wie der Obmann klagt: „In der zweiten Halbzeit sind wir trotz Unterzahl in meinen Augen die spielbestimmende Mannschaft. Jerxen ist stellenweise unfassbar nervös geworden und konnte nach vorn oft nur noch mit langem Hafer agieren. So sind wir auch zu guten Gelegenheiten gekommen. Durch einen klaren Elfmeter gelingt uns der Ausgleich. Nur wenige Zeit später werden wir vom Pech verfolgt. Fabio Cucchiara steckt durch auf Labinot Delolli, der dann blank vor dem gegnerischen Gehäuse steht, sich aber muskulär beim Sprint verletzt und den Ball so nicht mehr erlangt und ausgewechselt werden muss. Kurze Zeit später muss mit Vincent Wippich der nächste Spieler aus der dann umgestellten Dreierkette verletzt runter. Wir mussten in dieser Phase des Spiels viel umbauen und andauernd irgendwelche Positionen tauschen.“

Cucchiara gleicht vom Punkt aus

Der Elfmeter entsteht durch hohes Pressing der SG Istrup/Brüntrup, die damit einen Fehler in der Abwehr auslösen und ein Foul des Torhüters provozieren, der einen Schritt zu spät kommt.

Fabio Cucchiara

Fabio Cucchiara trifft in der 67. Minute sicher zum 1:1. Und auch danach hat die SG einfach weitergemacht, gibt sich mit dem Remis nicht zufrieden, sondern sucht ihr Heil in der Offensive und hat so dem SVE Jerxen-Orbke II den Schneid abgekauft. Andre Georg ist voll des Lobes: „Wir haben eines nicht vernachlässigt, und das ist das Kämpfen und Arbeiten füreinander. Das hat mir gut gefallen. Von Aktion zu Aktion hat man gemerkt, wie wir weiter die Oberhand gewinnen. Und das in Unterzahl. So kommen wir auch zu weiteren möglichen Chancen, wo wir aber oft am letzten Pass scheitern oder nicht konsequent genug im Abschluss sind.“

Auch Jäger muss runter – SVEJO II gehemmt

Als dann kurz vor Schluss auch noch Jerremy Jäger mit gelbrot vom Platz fliegt, scheint wieder alles für die Hausherren zu sprechen. Andre Georg ist mit diesem Platzverweis nicht

Jerremy Jäger

einverstanden: „Zwar berührt Jerry in der Aktion auch seinen Gegenspieler, spielt aber auch glasklar den Ball. Dass man in einem Laufduell, wenn man zur Grätsche ansetzt, auch den Gegner so berührt, dass er zu Fall kommt, bleibt beim Fußball nun mal nicht aus, ist ja schließlich ein Kontaktsport. So bin ich mit der zweiten Ampelkarte überhaupt nicht einverstanden.“ Die restliche reguläre Spielzeit und die Nachspielzeit ist die SG Istrup/Brüntrup nur noch zu neunt. Vom SV Eintracht Jerxen-Orbke II kommt dennoch nicht mehr viel, so Hosch: „Man hat gemerkt, und das ist das Interessante am Fußball, dass der Gegner im Kopf war und die Angst, als Verlierer vom Platz zu gehen, größer war als der Wille, den Gegner zu besiegen und drei Punkte mitzunehmen. Wir waren nicht mehr klar in unseren Aktionen. Den klaren, flachen Spielaufbau, den wir vorher gemacht haben und der einfach überragend war, konnten wir nicht mehr umsetzen.“

Istrup/Brüntrup wird Siegtreffer verwehrt

Stattdessen haben sogar die Gäste noch „eine Riesenchance zum 2:1, sie können also auch mit neun beziehungsweise zehn Mann das Spiel gewinnen, das war im Rahmen des Möglichen“, atmet

Fabian Kröker

Tim Hosch in dieser Situation ganz tief durch. Andre Georg hadert allerdings: „Es gelingt uns, einen blitzsauberen Konter zu fahren, schalten schnell um. Als Danny Penner perfekt in die Tiefe auf Fabian Kröker durchsteckt, der nur noch den Keeper vor sich gehabt hätte, pfeift der Schiedsrichter uns die Chance durch Abseits weg. Es war eng, keine Frage, aber nun mal definitiv kein Abseits. Tatsachenentscheidung, ist so. Es ist dennoch extrem ärgerlich, weil du mit zwei Mann weniger eine super zweite Hälfte spielst, dich sogar noch traust nach vorn zu spielen, anstatt hinten Beton anzurühren und jeden Ball rauszudreschen, und dann werden dir solche Aktionen verwehrt.“ Und so bleibt es nach 90 intensiven Minuten beim 1:1.

Hosch: „Ein Stück weit enttäuscht, aber Punktgewinn ist ok“

Die Gefühlswelt kann keiner so richtig einordnen. „Ich glaube, beide gehen ein Stück weit enttäuscht vom Platz, weil man auf beiden Seiten mehr hätte erreichen können. Trotzdem gehen beide auch vom Platz und denken sich, wow, cool, dass wir Teil dieses Spitzenspiels waren und ein Punktgewinn ist auch völlig ok“, urteilt der SVE-Coach. Seiner Meinung stehen „die aktuell zwei besten Mannschaften, oder mit Hagen-Hardissen, die aktuell drei besten Mannschaften der Liga oben und agieren auf einem Niveau“. Der SG Istrup/Brüntrup wünscht Hosch „für den weiteren Weg alles Gute“ und hofft, „dass wir im Rückspiel auch wieder ein Top-Spiel generieren und vielleicht vor ähnlich großer und schöner Kulisse spielen können“. Andre Georg ist ebenfalls hin- und hergerissen, kann sich mit dem Punktgewinn aber arrangieren: „Im Endeffekt, glaube ich, können wir unter den Umständen mit dem Unentschieden besser leben als die Gastgeber. Möglichkeiten, Tore zu schießen, hatte sowohl Jerxen als auch wir. Am Ende ist eine Punkteteilung schon in Ordnung. Die kämpferische Leistung in Durchgang zwei wurde somit belohnt.“

Die nächsten Aufgaben

Auch, wenn der SV Eintracht Jerxen-Orbke II mit dem Remis nicht an der SG Istrup/Brüntrup vorbeikommt, kann die Hosch-Elf am Sonntag schon mit einem Remis gegen TuRa Heiden II an der SG vorbeiziehen. Denn Istrup/Brüntrup hat ein spielfreies Wochenende.

Fazit: Ein Top-Spiel, das hält, was es versprochen hat. Zwei Mannschaften, die für begeisternden Offensivfußball stehen, liefern sich ein packendes Duell. Die SG Istrup/Brüntrup wirft in Unterzahl alles rein und verdient sich den Zähler, nachdem der SV Eintracht Jerxen-Orbke II die erste Halbzeit bestimmt. Das Remis geht absolut in Ordnung, zumal das Spiel auch keinen Verlierer verdient hat.

Tore:

1:0 Marco Jöstingmeier Polvora (2. Min.)

1:1 Fabio Cucchiara (per Elfmeter; 67. Min.)

Die Partie wurde mit 0:2 gewertet.