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Der unglaublich unverdiente Lüerdissen-Sieg

Spielbericht

(hk). Völlig fassungslos präsentiert sich Marcio Goncalces. „Ich verstehe die Welt nicht mehr“, klagt er bei Lippe-Kick. Schließlich hat sein SV Werl-Aspe das Heimspiel gegen den VfL Lüerdissen doch innerhalb von nur zehn Minuten verloren. Zwischen der 63. und 73. Spielminute fielen alle drei Tore der hart umkämpften Begegnung auf dem Heerser Bruch. „Wenn man das Spiel nicht gesehen hat, würde man denken, Lüerdissen hat verdient und souverän gewonnen“, um sogleich klarzustellen: „Das ist allerdings absoluter Quatsch.“

 

Von Henning Klefisch

 

 

T. Steffen

Im ersten Spielabschnitt zelebrieren die Hausherren einen überragenden Fußball, erspielen sich ein Dutzend an Abschlussaktionen, die Goncalves als „90 bis 100-prozentige Chancen“ klassifiziert. Ob Lupfer oder auch Situationen, wo der VfL-Fänger Luc Brunton bereits umspielt ist, doch die Kugel nicht auf das verwaiste Gehäuse geschossen wird. Es ist zum Mäusemelken. Er hat einen „Einbahnstraßenfußball“ in Richtung vom gegnerischen Kasten beobachtet. „1a. Ich habe lange Zeit nicht mehr so eine gute Halbzeit von uns gesehen“, adelt er sein Ensemble. Anders die Lüerdisser, sie finden nicht statt, müssen obendrein nach einer halben Stunde Spielzeit auf ihren Leader Steffen verzichten. Sein Muskel macht zu, er muss ausgewechselt werden, wird durch Marcus Klewe ersetzt, der sich auf ungewohnter und zentraler Position gut einfügt. Goncalves verrät bei Lippe-Kick: „Ich habe im ersten Abschnitt mit ein paar Lüerdisser Spielern gesprochen, die selbst sagten: Wir hätten hier schon 0:6, 0:7 hinten liegen können.“ VfL-Spielertrainer Tim Steffen bestätigt, dass die Hausherren zahlreiche allerbeste Möglichkeiten besitzen, diese allerdings auf hanebüchene Art und Weise vergeben. Hier hebt er explizit seinen Fänger Brunton hervor, der sich als unüberwindbar präsentiert. „Mit der Menge an Chancen müssen sie mit einer ganz deutlichen Führung in die Pause gehen“, räumt Steffen ehrlicherweise bei Lippe-Kick ein.

 

 

„Passte vieles einfach nicht zusammen“

 

M. Goncalves

Der SV Werl-Aspe-Coach wirkt regelrecht konsterniert, weshalb er klarstellt: „So einen unverdienten Sieg habe ich schon lange nicht mehr gesehen.“ Bemerkenswert ist dieser starke Auftritt vom Gastgeber noch umso mehr, da die komplette Viererkette zuvor über 90 Minuten in der eigenen Reserve ausgeholfen hat. Somit hat das Verteidiger-Quartett in Summe drei ganze Stunden in den Knochen. Extrem stabil sind die Heerser Bruch-Boys, denn Marcio Goncalves zählt im ersten Spielabschnitt nicht eine einzige Torchance für die Gäste. Der VfL Lüerdissen trifft stets die falsche Entscheidung, leistet sich zahlreiche Ungenauigkeiten, ist zweikampfschwach, tritt mut- und kraftlos auf. Auch deshalb hat wohl Steffen während der Pausenpredigt eindringliche Worte in Richtung seiner Jungs kommuniziert: „Das war die schwächste Halbzeit von uns seit langem. Es passte vieles einfach nicht zusammen.“

 

 

Drei Rückschläge in kurzer Abfolge

 

A. Quast

Im zweiten Abschnitt sind erneut die Asper das klar tonangebende Team. In der Frühphase vom zweiten Spielabschnitt vergeben sie drei absolute Hochkaräter. Zwei Versuche landen am Pfosten, ein anderer wird von der Torlinie gerettet, was zur folgenden Erkenntnis beim lippischen Tedesco führt: „Ich verstehe einfach die Welt nicht mehr, warum wir die Tore nicht schießen.“ Diese Verschwendungssucht wird bitterböse bestraft. Auch die Lüerdisser setzen nun erste offensive Lebenszeichen. Gleich zweimal pariert Tim Lambracht im Werl-Aspe-Tor noch gekonnt. Im Nachschuss ist Alexander Quast allerdings nach 63 Spielminuten erfolgreich. „Es war ein Tor des Willens von Lüerdissen“, meint Marcio Goncalves. Danach wird bei den zuvor so starken Hausherren der berühmte Stecker gezogen, während von jetzt an die Lüerdisser die Initiative übernehmen. Fünf Minuten später rappelt es erneut im Kasten von seinem Team. Lambracht bleibt bei einem Abschlag im Boden hängen, spielt die Kugel somit servierfähig zum anlaufenden Heiner Beckmann, der auf 2:0 stellt. Für den Trainer der Hausherren ist dieses Tor gleichbedeutend mit dem Knockout. Fünf weitere Zeigerumdrehungen folgend markiert Norman Wehmeier den 3:0-Endstand. Wehmeier macht den Scharfschützen, knallt die Kugel aus halblinker Position gekonnt, mit Wucht und Präzision in die lange Ecke. Dem SV Werl-Aspe fehlt gegen die jetzt auch zunehmend zweikampfstärkeren Lüerdisser die nötige Power, um darauf die richtige Antwort zu liefern.

 

 

„Werl-Aspe hat sehr viel Lehrgeld bezahlt“

„Du hast das Spiel komplett im Griff, weil wir die Tore vorne nicht machen. Dann bekommst du sie hinten“, ist das ein Klassiker, den Marcio Goncalves hier gerne zitiert. Die richtigen Lehren aus diesem Spiel zu ziehen, vor allem mehr Qualität beim Torabschluss, das ist indessen erforderlich, denn im Derby gegen den SC Bad Salzuflen wollen sie zurück auf den Erfolgspfad. Allerdings lobt er trotz der bitteren Niederlage: „Wie wir das Spiel angegangen sind, war schon sehr gut.“ Ebenfalls Tim Steffen bestätigt seinen Vorredner: „Das 3:0 hört sich sehr klar an, aber das war es überhaupt nicht. Wir haben heute sehr unverdient gewonnen. Mir tut es leid, für die junge Mannschaft vom SV Werl-Aspe, dass sie sich heute nicht belohnt haben. Sie haben extrem viel Lehrgeld bezahlt. Unfassbar.“ Denn: „Wir können von Glück reden, dass sie ihre Unmengen an Torchancen nicht genutzt haben.“ Eine Erkenntnis ist einmal mehr in ihm gereift: „Im Fußball wird ganz viel im Kopf entschieden.“ Vor allem, wie sich die Dinge auf dem Spielfeld nach dem Führungstor verändern, ist für ihn ein „Paradebeispiel.“ Schmunzelnd führt er weiter fort: „Wir gehen heute ins Bett und wissen gar nicht, was das für ein komisches Spiel war. Wir freuen uns über die drei Punkte, doch das war heute sehr glücklich.“ Möglicherweise gleicht sich das alles im Verlauf von einer Saison noch aus. Am Dienstag wird es darum gehen, vor allem regenerativ zu arbeiten, ehe am Donnerstag die Partie gegen den FC Schwelentrup-Spork/Wendlinghausen auf dem Programm steht. Hier müssen sie ganz anders in die Partie gehen, denn noch einmal wird die Glücksgöttin Fortuna kein Zelt am Waldstadion aufgeschlagen haben.

 

 

Fazit: Ein völlig beklopptes Fußballspiel. Der SV Werl-Aspe schlägt sich in diesem Spiel selbst, denn sie nutzen auch die allerbesten Tormöglichkeiten nicht, lassen die Lüerdisser somit noch am Leben. Die bestrafen diesen Leichtsinn gnadenlos. Das Ergebnis gibt den Spielverlauf in keinem Fall wieder.

 

Tore:
0:1 Alexander Quast (63. Min.)
0:2 Heiner Beckmann (68. Min.)
0:3 Norman Wehmeier (73. Min.)

 

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
24. April 2022 90' Kreisliga A Lemgo 2021/22 23

Spielort

Heerser Bruch
Werl-Aspe, Bad Salzuflen, Kreis Lippe, Regierungsbezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, 32107, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
SV Werl-Aspe000Loss
VfL Lüerdissen033Win

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