Packendes Aufsteiger-Treffen macht Lust auf mehr

Spielbericht

(hk). Das Aufsteiger-Duell endet ohne Gewinner. Jeweils ein frühes und ein spätes Tor sorgen für die 1:1-Punkteteilung zwischen dem SV Wüsten und dem TuS Lipperreihe II. Das Glas ist halb voll, aber auch halb leer. Zum einen sind die beiden Aufsteiger ungeschlagen, zum anderen noch sieglos. Es ist eben alles eine Frage des Betrachtungswinkels.

Von Henning Klefisch

Merwan Osso

Von einem „überragenden“ Start spricht Simon Koring, der Sportliche Leiter vom SV Wüsten. Nach einem Foulspiel im Bereich vom Mittelkreis realisiert Justin Reissmann die Situation am schnellsten, spielt einen herausragenden Ball auf Merwan Osso, der im freien Raum steht. Dieser verarbeitet das Spielgerät grandios, umkurvt den gegnerischen Schlussmann Dennis Petzold, legt letztlich die Kugel formvollendet ins verwaiste Gehäuse. Das 1:0! Es sind bis dato keine 180 Sekunden von der Uhr, weshalb Koring vom „perfekten Start in die Liga“ für die Wüstenfüchse spricht.

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Lipperreihe II dreht mächtig auf, erzeugt Torgefahr

Simon Koring

Dieser blitzschnelle Vorsprung für die Gastgeber ist ganz offensichtlich das passende Aufbruchssignal für die Lipperreiher, denen man ihre Automatismen, ihre Eingespieltheit sehr gut ansieht. „Die können Fußball spielen. Sie sind schnell angelaufen. Sobald der Ball im Spiel war, sind sie voll draufgezogen“, hat er bei den West-Lippern einen „klaren Spielstil“ beobachtet. Diese reife Performance mündet in so manchen Abschlussaktionen. Die Wüstener besitzen offenbar ein Bündnis mit der Glücksgöttin Fortuna, denn zweimal knallen die Gäste die Kugel an das Außennetz. So sind sie flink, agil und überaus beweglich, schwer im direkten Duell zu packen. Trotzdem lobt Koring das „gemeinschaftlich gute Verteidigen“ seiner Männer, die allerdings nicht alles weg verteidigen können. Von „Glück“ spricht er, dass so einige vielversprechende Aktionen aus Nahdistanz das Ziel nur knapp verfehlen.

Einerseits und andererseits

Justin Reissmann

Selbst verfügen die Wüstener ebenfalls über einige aussichtsreiche Abschlussaktionen. Wie etwa ein Geschoss aus 30 Metern Torentfernung von Justin Reissmann, der per Strahl den Querbalken trifft. „Auch sie hatten weiterhin Chancen, wir waren weiter im Spiel, ein Ausgleich zur Halbzeit wäre okay“, resümiert Simon Koring zum Pausenpfiff. Um sogleich anzumerken: „Es ist aber auch okay gewesen, dass wir geführt haben, weil wir den gravierendsten Fehler im ersten Durchgang genutzt haben.“

Osso und die Abseitsstellung

Einen deutlich besseren Einstieg in die zweiten 45 Minuten finden die Wüsten-Füchse. Die Partie entwickelt sich zu einer zunehmend intensiven und packenden Angelegenheit mit leidenschaftlichen Zweikämpfen und reichlich Emotionen. Dass die Liga und damit automatisch auch die Intensität im Vergleich zum Kreisunterhaus deutlich zugenommen haben, ist aufgefallen. Gleich mehrfach wird der fleißige Osso vom Referee Udo Dissmeier im Abseits gesehen. In einigen Szenen ist es vielleicht auch gleiche Höhe gewesen, weshalb den Hausherren die Chance, den Vorsprung komfortabler auszubauen, geraubt wird.

Weigmann köpft lang und erfolgreich

Marcel Weigmann

Nach einem Foulspiel an der Außenbahn pfeift der Schiedsrichter Freistoß. Den ersten Ball wehrt die SVW-Abwehr noch rigoros ab, dann möchte Spielführer Johannes Schubert die Kugel blocken, doch die Hand ist im Spiel, was Dissmeier mit einem Freistoß für die Lipperreiher aus 18 Metern Torentfernung sanktioniert. Dieser wird zum Tor hingeschlagen. Wüsten-Torwart Paul Erik Vinzelberg kommt nicht aus seinem Kasten. Und so senkt sich das Objekt der Begierde nach diesem Kopfball von Marcel Weigmann ins linke hintere Eck zum 1:1-Ausgleichstreffer in der 82. Spielminute.

Später Schlagabtausch zwischen siegwilligen Rivalen

Luca Wallbaum

Das späte Gegentor ist für den Wüstener Co-Trainer Berien Hassan ganz offensichtlich das passende Signal, um das Risiko zu erhöhen, die Defensivstabilität aufzulösen, den Offensivmotor weiter anzuwerfen. Da ebenfalls die Lipperreiher jetzt die volle Ausbeute anstreben, entwickelt sich in der späten Crunch-Time ein äußerst attraktiver Schlagabtausch mit attraktiven Chancen auf beiden Seiten. Vor allem die Vielzahl an ruhenden Bällen sorgt für eine immense Torgefahr. Nach einem Freistoß in der Nachspielzeit etwa sorgt Ben Luca Wallbaum mit reichlich Gefühl per Kopfball an die Latte für einen erhöhten Puls. Das Siegtor ist in dieser Szene greifbar. In der letzten Aktion begeht der eingewechselte Joel Sinn ein überflüssiges Foulspiel rund 18 Meter vor dem eigenen Kasten. Per Pferdekuss von hinten befördert er den gegnerischen Kicker unsanft in die Waagerechte. Simon Koring ärgert sich darüber, spricht deshalb von einer „richtig dummen Aktion“, die seine Defensive aber angemessen entschärft.

„Ein guter Punkt gegen einen sehr starken Gegner“

Simon Koring bilanziert schlussendlich bei Lippe-Kick: „In Summe ein guter Punkt gegen einen sehr starken Gegner. Mit der Truppe heute können wir sehr zufrieden sein. Drei Punkte hätten wir gerne genommen, wären aber ein bisschen glücklich gewesen.“ An dieser Stelle soll dem Gäste-Akteur Daniel Wiescholek (Bild rechts) „gute Besserung“ ausgerichtet werden. Nach einem Zweikampf mit Schubert zieht er sich eine Sprunggelenksverletzung zu, weil er wegknickt, deshalb vorzeitig ausgewechselt werden muss. Verwarnt worden sind bei den Hausherren Sinn, Schubert und Reissmann.

Fazit: Schlussendlich ist diese Punkteteilung wohl eine leistungsgerechte Angelegenheit. Beide Teams besitzen definitiv das Potenzial, um mehr Ertrag zu generieren, doch es hapert zuweilen an der nötigen Abschlussqualität.

Tore:
1:0 Merwan Osso (3. Min.)
1:1 Marcel Weigmann (82. Min.)