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Evers-Ärger trotz guter Leistung

Spielbericht

(hk). Die Moral-Monster des TuS Ahmsen haben einmal mehr gnadenlos zugeschlagen. Wie bereits im vergangenen Heimspiel gegen den TuS Brake, hat auch dieses Mal der Klassen-Beste in den Schlussminuten die Partie für sich entschieden. Zudem demonstrieren sie echten Charakter, drehen gleich zweimal einen Rückstand. Am Ende bezwingen sie die SG Bentorf/Hohenhausen mit 4:2. Ben/Hoh-Obmann Marco Evers steht aber nicht allein wegen des Matches noch unter Adrenalin. In der Halbzeitpause muss der RTW anrücken, weil dem Gäste-Fänger Steffen Weiß die Kniescheibe herausgesprungen ist. Sein Schrei vor Schmerzen ist bis unter das Tribünendach der Werrekampfbahn wahrnehmbar, geht bei allen Beteiligten durch Mark und Bein. Natürlich rücken dadurch die sportlichen Geschehnisse in den Hintergrund. Alle Beteiligten wünschen Weiß eine „schnelle Genesung“, schließt sich Lippe-Kick diesen Worten an.

 

Von Henning Klefisch

 

 

Maximilian Schönwälder

Zur Halbzeitpause liegen die Kalletaler nach einem berechtigten Foulelfmeter, verwandelt von Maximilian Schönwälder in der 29. Spielminute, mit 1:0 in Führung. TuS Ahmsen-Chef-Trainer Thomas Johannfunke ist mit dem Einstieg seiner Mannschaft in diese Partie überhaupt nicht einverstanden. Er bemängelt: „Wir haben um diesen Gegentreffer gebettelt.“ Dann passiert das Malheur. SG-Fänger Weiß verdreht sich das Knie, rutscht auf dem Kunstrasenplatz aus, befördert dann den Ball aus dem Strafraum zu Niclas Lehbrink. Der Schlussmann liegt spielunfähig auf dem Spielfeld, krümmt sich vor Schmerzen. Ins verwaiste Gehäuse schiebt Niclas Lehbrink den Ball aus rund 30 Metern ein, nachdem er die Kugel zuvor annimmt. Marco Evers findet: „Damit gewinnt er sicherlich nicht den Fair-Play-Preis, aber der Spieler ist noch jung. Das muss man so akzeptieren.“ Nachdem Weiß in der nahen Halbzeitpause vom Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wird, rückt mit Leon Hartwig ein Feldspieler zwischen die Pfosten. Johannfunke zeigt sich ebenfalls geschockt: „Dass es solch eine schwere Verletzung war, damit konnte keiner rechnen.“

 

„Einen absolut lächerlichen Freistoß“

 

Yannic Noah Dingemann

Schlappe sieben Zeigerumdrehungen nach dem Seitenwechsel bringt Noah Dingemann allerdings Ben/Hoh erneut in Führung, nachdem es Ahmsen-Fänger Till Käufer semierfolgreich im Eins-gegen-zwei-Duell probiert. Johannfunke stellt treffend wie sachlich fest: „Das hätte nicht sein müssen.“ Beim Spielstand von 1:2 verhängt der Referee „einen absolut lächerlichen Freistoß“, wie Evers findet, rund 20 Meter vor dem Gäste-Gehäuse. Nach Ansicht von Evers ist diese Entscheidung deshalb nicht nachvollziehbar, da sein Akteur Fynn Böger nur den Ball wegspitzelt. Den folgenden ruhenden Ball in Spielminute 57 versenkt Jan-Hendrik Pluskat zum 2:2-Ausgleichstor. Bentorf/Hohenhausen muss sich in dieser Szene jedoch den Vorwurf gefallen lassen, diesen Ball nicht konsequenter zu verteidigen.

 

Zu viel hohe Fußarbeit beim Ahmser Führungs-Treffer

 

Niclas Lehbrink

In einer weiteren Szene nach 75 Minuten schlagen die Gäste einen weiten Ball Richtung gegnerischen Strafraum, der von Janis Schlingmann grundsätzlich gut verarbeitet werden kann. Das Problem ist laut Evers: Der Ahmser Abwehrmann „geht mit gestrecktem Bein in Kopfhöhe zum Ball“. Den darauf folgenden Konter versenkt Lehbrink zur erstmaligen Führung seiner Mannschaft in diesem Spiel. In der Schlussminute sorgt Robin Schröder mit seinem Treffer zum 4:2-Endstand für die endgültige Entscheidung in dieser hart umkämpften Begegnung. Nicht nur diese Szenen stören Evers, listet er zudem gleich mehrere Abseitspfiffe gegen sein Team auf, die nach seiner Einschätzung nicht korrekt sind. Natürlich, das muss er dem Unparteiischen zugutehalten, ist es als einzelner Spielleiter schwierig, jede Abseitsposition korrekt erkennen zu können, doch ihn ärgert das Grundsätzliche: „Wenn jede 50/50-Situation gegen einen gepfiffen wird, ist das schon deprimierend.“ Um zugleich auch ein Lob auszusprechen: „In der ersten Halbzeit hat er top gepfiffen.“

 

„Ein grottenschlechtes Fußballspiel von uns“

 

Thomas Johannfunke

Die Stirn des Thomas Johannfunke runzelt sich: „Wir haben da angefangen, wo wir vor 14 Tagen gegen TuS Brake aufgehört haben.“ So zählt er bei Lippe-Kick die Kritikpunkte auf: „Ein ganz schlechtes Spielverständnis, Einsatz, Bissigkeit. All das, was normalerweise einen Tabellenführer auszeichnet, haben wir vermissen lassen.“ Erfrischend ehrliche Worte wählt Johannfunke, der von einem „grottenschlechten Fußballspiel von uns“ spricht. Und somit quasi dem kompletten Gegenteil vom famosen Auftritt und Auswärtssieg beim SV Werl-Aspe vor Wochenfrist. Diese Vorstellung vom Aufstiegsfavoriten ist beileibe kein Leckerbissen, selbst die treuen Anhänger passen sich stimmungstechnisch den Wetterverhältnissen an. Der Trainer zeigt dafür Verständnis: „Wenn man als Tabellenführer solch ein Spiel anbietet, das ist nicht schön.“ Dennoch, das weiß natürlich auch der routinierte Trainer-Fuchs, ist Fußball eben ein Ergebnissport. Mit diesem Sieg verteidigen die Ahmser vor dem ärgsten Verfolger SV Werl-Aspe mit neun Zählern die Pole-Position. „Mund abwischen und weitermachen“, ist dieses Motto nachvollziehbar.

 

„Die entscheidenden Situationen pro Ahmsen entschieden“

 

Marco Evers

„Wir waren keinen Deut schlechter als Ahmsen, meiner Meinung nach. Daher ist es umso ärgerlicher, dass wir heute keine Punkte geholt haben“, erklärt Evers, der sich etwas schmallippig zeigt, wenn es um die reine Spielanalyse geht. Er brodelt innerlich, wenn er klarstellt: „Der Schiedsrichter hat die entscheidenden Situationen pro Ahmsen entschieden. Keiner kann sich davon freisprechen, dass er mal einen schlechten Tag hat“, bezieht er sich dabei auf die „zwei irregulären Tore“, den zweiten und den dritten Gegentreffer, für sein Team. Was ihn mächtig wurmt: „Alle Entscheidungen waren heute in den entscheidenden Situationen gegen uns.“ Dennoch weiß er: „Der Schiedsrichter hat die Situation so gesehen, wie er entschieden hat.“

 

Evers ist stolz auf sein Team

 

Ein großes Kompliment möchte er seinem Team aussprechen, wie es nach dem Verletzungs-Schock sich im zweiten Abschnitt präsentiert, einen tollen Charakter zeigt, sich selbst von dieser Hiobsbotschaft nicht aus dem Konzept bringen lässt. Ebenso scheint derzeit einiges darauf hinauszulaufen, dass die SG Bentorf/Hohenhausen den kommenden Meister-Trainer verpflichtet hat. Denn: „Wenn du solche Spiele gewinnst, wirst du Meister“, schmunzelt Evers im Gespräch mit Lippe-Kick.

 

Fazit: Die Spielgemeinschaft aus Bentorf/Hohenhausen hätte mindestens einen Punktgewinn verdient gehabt. Ahmsen wirkt, ähnlich wie im vergangenen Heimspiel gegen Brake, uninspiriert und unkonzentriert. Die zweifellos vorhandenen Fähigkeiten können sie in diesem Match nicht abrufen, weshalb sie einen glücklichen Sieg einfahren, zeitlich wie inhaltlich. Es sind die Einzelleistungen, die als Erfolgs-Faktoren entscheidend sind.

 

 

Tore:
0:1 Maximilian Schönwälder (per Elfmeter; 29. Min.)
1:1 Niclas Lehbrink (46. Min.)
1:2 Noah Dingemann (52. Min.)
2:2 Jan-Hendrik Pluskat (57. Min.)
3:2 Niclas Lehbrink (75. Min.)
4:2 Robin Schröder (90. Min.)

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
2. April 2023 90' Kreisliga A Lemgo 2022/23 21

Spielort

Werrekampfbahn
TuS Ahmsen, 1, Am Sportplatz, Biemsen-Ahmsen, Bad Salzuflen, Kreis Lippe, Regierungsbezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, 32107, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
TuS Ahmsen044Win
SG Bentorf/Hohenhausen112Loss

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