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Ahmsen gewinnt nach Zidane-Move

Spielbericht

(hk). Mit einem extrem widerstandsfähigen Kontrahenten VfL Lüerdissen muss sich der TuS Ahmsen auseinandersetzen. Der weiterhin ungeschlagene Klassenbeste liegt bereits bis zur 74. Spielminute mit 1:2 im Hintertreffen, beweist aber eine herausragende Moral und dreht die Partie spät noch zu einem 3:2-Erfolg. Extrem zufrieden konstatiert VfL-Spielertrainer Tim Steffen nach dem Match: „Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht, wurden leider nicht mit Punkten belohnt. Einen Punkt hätten wir heute sicherlich verdient gehabt.“ Immerhin haben die Gäste doch taktisch herausragend agiert, sind mutig im Positionsspiel, können die unglaubliche gegnerische Wucht mit geschickten Maßnahmen eindämmen. „Kompliment an meine Mannschaft, wie sie diese Idee angenommen und umgesetzt hat“, lobt dies Steffen ausdrücklich.

 

Von Henning Klefisch

 

 

Heiner Beckmann

Der Spielstart aus Gäste-Sicht beginnt absolut verheißungsvoll, doch für das 1:0 ist der TuS Ahmsen zuständig. Sie spielen die Kugel weit und lang nach vorne. Jörn Seifert ist der Adressat, der sich stark im Duell mit den Gegenspielern behauptet, seinen Bruder Sören in Szene setzt, der freistehend von der Strafraumkante aus den Ball per Flachschuss in die rechte Ecke versenkt. Steffen hätte sich in dieser Szene von seinen Spielern gewünscht, dass sie von der Seite ein wenig einrücken, um zumindest beim Torschuss zu stören. Die Lüerdisser schnuppern am Ausgleichstor. Heiner Beckmann etwa knallt die Kugel beherzt an den Pfosten. „Wir haben immer wieder Nadelstiche gesetzt, auch spielerisch überzeugt, haben in engen Räumen immer wieder Lösungen gefunden, diese engen Räume auch gut im Griff gehabt“, sind die Gäste vor allem an einem akkuraten Kurzpassspiel sehr interessiert. Dass es mit einem Rückstand in die Halbzeitpause geht, stört Steffen, denn er bemerkt via Lippe-Kick: „Es hätte auch gut und gerne 1:1 stehen können.“ Schließlich halten sich die Ahmser im Bereich der Abschlussaktionen eher dezent zurück, nutzen die einzige Möglichkeit bis dato.

 

 

„Waren einfach gedanklich frischer“

 

Christoph Schlautkötter

In der Halbzeitpause lobt Steffen sein Team für solch ein „gutes Spiel“, ist die Hypothek mit diesem einen Gegentreffer doch auch noch absolut aufholbar. „Wir haben weiterhin an uns geglaubt, waren in der zweiten Halbzeit wieder da“, zeigt sich Tim Steffen vom Auftreten seiner Mannschaft absolut beeindruckt. Das hochverdiente 1:1 fällt nach einer Stunde Spielzeit durch Beckmann. Nach einem hanebüchenen gegnerischen Einwurf bedient Dominic Linnenbrügger Steffen. Der Spielertrainer glänzt zunächst mit einer grazilen Gegenbewegung, serviert dann mit schulbuchmäßiger Flanke und der Torschütze köpft gegen die Laufrichtung von Ahmsen-Torwart Christoph Schlautkötter. „Wir waren in der Situation einfach gedanklich frischer“, rühmt ein stolzer Steffen gegenüber Lippe-Kick. Nur fünf Zeigerumdrehungen folgend jubeln die Männer aus dem Waldstadion erneut. Nach einem suboptimalen ersten Kontakt von Tim Steffen, der das Spielgerät von der halbrechten Position aus zugepasst bekommt, dribbelt er risikofreudig los, lässt seine Gegenspieler stehen, um letztlich mit einem überzeugenden Linksschuss die Kugel in den Winkel zu jagen, somit die Partie zu drehen. Ein Tor des Willens vom Leader. „Wir hatten Ahmsen vom Kopf her so weit, dass sie gedacht haben, das ist hier das erste Mal, dass wir als Verlierer vom Platz gehen“, empfindet Steffen.

 

Seifert lässt das Netz zappeln

 

Jörn Seifert

Dass die Johannfunke-Jungs allerdings auch diversen Rückschlägen trotzen, über eine unbändige Stehauf-Mentalität, garniert mit Comeback-Qualitäten, verfügen, ist in dieser Spielzeit offensichtlich. „Wir haben unser zweites Gesicht gezeigt, einen unbändigen Willen, Spiele zu gewinnen. Das haben meine Jungs in der zweiten Halbzeit überragend gemacht. Auf einmal wussten sie, was auf dem Spiel steht“, huldigt Johannfunke dieser Charakterleistung seiner Jungs. In der Tat, denn in Spielminute 74 egalisiert Jörn Seifert. Wieder ist es ein langes Zuspiel. Die ausgezeichnete Ahmser Strafraumbesetzung und ein Kopfball-Assist von Niclas Lehbrink führen dazu, dass Seifert aus sechs Metern vor dem gegnerischen Gehäuse aus halbrechter Position mit einem fulminanten Volleyschuss den VfL-Torwart Fabian Klatt mit einem Strahl in die kurze Ecke überwindet.

 

Lüerdissen: Erst Siegtor verpasst, dann Siegtor kassiert

 

Niclas Lehbrink

In der Folgezeit ist es ein offener Schlagabtausch zwischen den beiden Spitzenteams, die jeweils das Siegtor auf dem Fuß haben. Jan Blübaum etwa schafft es nicht, aus der Drehung aus fünf Metern den Ball auf den gegnerischen Kasten zu knallen. Wenige Augenblicke danach verpassen es die Gäste, den im gegnerischen Strafraum hervorragend positionierten Beckmann zu bedienen. Dann kommt es zur spielentscheidenden Szene: In der 86. Minute eröffnen sich im Zentrum vielversprechende Perspektiven für die Hausherren. Tim Steffen verlängert den weiten Schlag unglücklich mit seinem Schädel, wodurch Lehbrink den Ball bekommt, mutterseelenallein von halblinker Position aus auf das Gäste-Gehäuse zusteuert. VfL-Verteidiger Patrick Günther versucht ihn mit ganzer Kraft zu stören, doch Lehbrink vollzieht den Zidane-Move, tunnelt den herauseilenden Klatt zum 3:2-Endstand. In dieser Szene wählen die Lüerdisser in der Offensive wie Defensive jeweils die falsche Entscheidung, was bitterböse durch den Aufstiegsfavoriten bestraft wird.

 

„War sicherlich nicht unser bestes Spiel“

 

Thomas Johannfunke

Durch seine Aussagen im Vorbericht fühlt sich TuS Ahmsen-Cheftrainer Thomas Johannfunke absolut bestätigt: „Lüerdissen ist die Top-Drei-Mannschaft der A-Liga. Extrem erfahren“, hat er seinem Team doch gebetsmühlenartig mit auf den Weg gegeben, dass dieses Match knüppelhart wird. Genauso gestaltet sich dann die Sachlage rund um diese Begegnung. Der Trainerfuchs ist eine ehrliche Haut, weshalb er gegenüber Lippe-Kick einräumt: „Es war heute sicherlich nicht unser bestes Spiel. Dazu kommt der Druck. Wenn man Spiele spielt, die muss man gewinnen, um oben zu bleiben. Mit Können und ein bisschen Glück dabei haben wir dieses Spiel gegen diese Top-Truppe gewonnen.“

 

 

„Es hat eben nicht gereicht“

 

Tim Steffen

Ahmsen hat das Momentum. Das ist richtig bitter für uns, weil wir ein richtig gutes Spiel hier abgeliefert haben, sicherlich einen Punkt verdient hätten. Es war Leben auf dem Platz. Es hat eben nicht gereicht. Wir haben das Nonplusultra der Liga, den TuS Ahmsen, so weit gehabt, das Spiel tatsächlich auch zu verlieren“, bezieht er sich in seinem Fazit auf die spielentscheidende Szene, die zum Siegtor geführt hat. Die Folgen sind nicht zu verachten, befürchtet Tim Steffen, dass manch ein Lüerdisser am heutigen Abend mit akuten Einschlafproblemen zu kämpfen hat. Es überwiegt allerdings, dass Steffen mit dem Auftreten „zufrieden“ ist, weil vor allem der Matchplan sich als nahezu funktionsfähig erwiesen hat – mit Ausnahme der Gegentreffer.

 

 

Fazit: Was war dies hier bitteschön für ein unfassbares Fußball-Spiel? Beide Teams agieren mit offenem Visier, sind angriffslustig, nie aufgebend, bieten den Zuschauern eine tolle Fußball-Dramatik. Zweifelsfrei ist das hier allerbeste Werbung für das Lemgoer Kreisoberhaus. Die individuellen Glanzmomente lassen den Klassen-Streber gewinnen.

 

Tore:
1:0 Sören Seifert (14. Min.)
1:1 Heiner Beckmann (60. Min.)
1:2 Tim Steffen (65. Min.)
2:2 Jörn Seifert (74. Min.)
3:2 Niclas Lehbrink (86. Min.)

Details

Datum Zeit Liga Saison Spieltag
13. November 2022 90' Kreisliga A Lemgo 2022/23 14

Spielort

Werrekampfbahn
TuS Ahmsen, 1, Am Sportplatz, Biemsen-Ahmsen, Bad Salzuflen, Kreis Lippe, Regierungsbezirk Detmold, Nordrhein-Westfalen, 32107, Deutschland

Ergebnisse

Club1st Half2nd HalfGoalsSpielausgang
TuS Ahmsen123Win
VfL Lüerdissen022Loss

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