Kunstschütze Dingemann sorgt für spätes Remis

Spielbericht

(hk). Dramatik und Nickligkeiten sind explizit in der Schlussphase ganz besondere Zutaten in diesem hart erkämpften Vergleich, der letztlich keinen Gewinner findet. 1:1 endet die Heimpartie des TuS Bexterhagen auf dem Kunstrasenplatz in Leopoldshöhe. Hiervon zeigt sich SG Bentorf/Hohenhausen-Obmann Marco Evers keineswegs überrascht, wenn er gegenüber Lippe-Kick deutlich macht: „Das war uns schon vorher bewusst, weil es für Bexterhagen um alles ging.“ Dem Referee Stefan Wattenberg bescheinigt Evers es, in diesem schwierig zu leitenden Match „sehr gut“ gemacht zu haben, tritt dieser doch souverän und gelassen selbst in hitzigsten Situationen auf.

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Von Henning Klefisch

Florian Stuke

Einen angenehmen Einstieg in diese Begegnung finden die Gäste, die planvoll und gut strukturiert ihre Angriffszüge vortragen. Dabei zwingen sie den Bex-Kapitän Eric Wöhler fast zu einem Eigentor. Dieser möchte die Kugel klären, doch köpft bei diesem Versuch an die eigene Torlatte. Den Nachschuss der Gäste kann Florian Stuke per Glanzparade über das Gehäuse befördern. Evers, der den Torschrei bereits auf den Lippen hat, klatscht innerlich Beifall, stammelt nur: „Eine Weltklasse-Parade.“ In einer zweiten Szene klärt ein Bexterhäger-Abwehrbein kurz vor Ultimo vor einem einschussbereiten Kalletaler.

Eiskalte Bexterhäger

F. Butzkies

TuS Bexterhagen Co-Trainer Maximilian Ilgner hat zahlreiche Fehler von seinen Schützlingen beobachtet, die in den Testpartien in dieser Häufigkeit nicht vorgekommen sind. „Wir hatten viele Ballverluste, haben nicht das gespielt, was wir vorhatten. Das war nur okay“, bemängelt er schonungslos. Er sieht die Ben/Hoh-Boys im ersten Durchgang als besser, sicherer, während seine Mannschaft sehr unruhig wirkt. Echte Kaltschnäuzigkeit demonstrieren allerdings die Bexterhäger, die quasi mit dem ersten Torschuss, dem verwandelten Foulelfmeter, kurz vor dem Halbzeitpfiff mit 1:0 in Führung gehen. Fabian Butzkies versenkt das Spielgerät konsequent oben rechts im Toreck. Evers urteilt: „Ein unnötiger, aber berechtigter Foulelfmeter.“ Was ist passiert? Die Hausherren schlagen einen langen Ball in Richtung gegnerischen Strafraum. Ben/Hoh-Fänger Steffen Weiß hat die Kugel eigentlich sicher, doch lässt sie fallen, befördert danach unsanft den gegnerischen Angreifer Linus Grosser in die Horizontale. „Dieses 1:0 spielt Bexterhagen in die Karten, weil sie natürlich kampfbetont gespielt haben“, meint Evers.

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Dingemann mit später Maßarbeit

Jens Reitemeier

In den zweiten 45 Minuten entwickelt sich zunehmend eine Partie auf Augenhöhe. Die Bexterhäger werden durch eine aufrüttelnde Pausenpredigt von Chef-Trainer Jens Reitemeier offenbar wachgeküsst, sind zunehmend aktiver und konzentrierter, steigern sich auffällig im Vergleich zum ersten Durchgang. Mit deutlich mehr Ballsicherheit in den eigenen Reihen wissen sie fortan zu überzeugen, agieren zudem torgefährlicher. Die Gäste sorgen allerdings stets für gewisse Gefahrenmomente, auch durch geschickte Einwechslungen von Coach Tobias Kasper. Die Bexterhäger stellen sich vor allem in den Schlussminuten nicht konsequent genug an, klären zu nachlässig, weshalb sich der Ben/Hoh-Druck immer mehr erhöht. Eine Erkenntnis lautet: Fußball ist doch spannender als jeder Krimi. So dauert es bis zur fünften Minute der Nachspielzeit, bis Yannic-Noah Dingemann den viel umjubelten Ausgleichstreffer markiert. Mit einem Knaller aus 20 Metern-Torentfernung ist er spät zum 1:1-Endstand erfolgreich.

„Bexterhagen hat immer wieder versucht, auf Zeit zu spielen“

Marco Evers

„Der Ausgleichstreffer ist sicherlich verdient, doch vom Zeitpunkt her sehr glücklich für uns in der Nachspielzeit“, bewertet Marco Evers dieses ultraspäte Ausgleichstor. Dass so lange nachgespielt wird, ist für ihn folgerichtig, weil: „Das war berechtigt, weil Bexterhagen immer wieder versucht hat, auf Zeit zu spielen.“ Unglaublich, aber wahr: Unmittelbar danach treffen die Reitemeier-Jungs beinahe zum 2:1-Siegtreffer. Mutterseelenallein schiebt ihr Stürmer den Ball am gegnerischen Kasten vorbei.

„1:1 geht über 90 Minuten in Ordnung“

Maximilian Ilgner

„Wir hätten sicherlich den Sieg verdient gehabt, weil die Mannschaft eine Menge investiert, eine gute Mannschaftsleistung in der zweiten Halbzeit gezeigt hat. Jetzt müssen wir mit dem Punkt leben, nehmen den mit“, schlussfolgert Maximilian Ilgner. Mit diesem Zähler im Rücken gegen einen personell stark besetzten Kontrahenten gehen die Reds die folgende Derby-Aufgabe gegen den TuS Bexterhagen an. „Ein Dankeschön an den Schiedsrichter, der eine ordentliche Partie gezeigt hat“, holt sich der Unparteiische Wattenberg ebenfalls von Ilgner ein Sonderlob ab. „Das 1:1 geht über 90 Minuten in Ordnung. Dieses Spiel hatte keinen Sieger verdient. Bexterhagen hat kämpferisch überragend dagegengehalten“, resümiert Marco Evers nach dem Spiel gegenüber Lippe-Kick. Verlieren ist verboten aus Ben/Hoh-Sicht, soll doch der Abstand auf die ungemütlichen Tabellenplätze tunlichst gehalten werden. Immerhin, so die nachvollziehbare Argumentation vom SG-Obmann, ist die A Lemgo in dieser Spielzeit außerordentlich ausgeglichen.

Fazit: Diese Punkteteilung ist letztlich leistungsgerecht. Beide Teams erleben stärkere und schwächere Phasen in dieser hart umkämpften Begegnung. Vor allem sind hier Mentalität und Willen gefragt, wird Fußball aus der Feinkostabteilung eher nicht angeboten.

Tore:
1:0 Fabian Butzkies (44. Min.)
1:1 Yannic-Noah Dingemann (90. + 5. Min.)