Winter sorgt für Kirchheider-Frühlingsgefühle

Spielbericht

(hk). Das Etappenziel hat der TSV Kirchheide erreicht. Sie wollen die rote Laterne abgeben. Das haben sie geschafft. Philipp Winter ist zehn Minuten nach dem Seitenwechsel für das goldene Tor verantwortlich, weshalb das Schlusslicht mit 1:0 in Bexterhagen gewinnt, dadurch auf einen Rettungsrang klettert. Auf einen Abstiegsrang dagegen rutschen deshalb die Reds ab, die mächtig konsterniert wirken: „Glückwunsch an Kirchheide zum Sieg“, richtet Bex-Co-Trainer Maximilian Ilgner freundliche Worte an die erfolgreichen Gäste. In völlig gegensätzlicher Stimmungslage befindet sich TSV-Torwart Andreas Siebert: „Ein ganz wichtiger Dreier für uns. Wir sind richtig happy, dass wir Disziplin bewiesen, wieder gut gespielt haben. Insbesondere in der Defensive.“

Von Henning Klefisch

Florian Stuke

In den ersten 45 Minuten erleben die Zuschauer am Alten Postweg nur wenig Ereignisreiches. Es fehlt am Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, versanden zahlreiche Zuspiele, mangelt es am Mumm im letzten Spielfelddrittel. Die juvenile, zudem extrem verletzungsgeplagte Kuckelkorn-Truppe ist in dieser Phase dem Kontrahenten körperlich klar überlegen, mangelt es den spielbestimmenden Hausherren an der nötigen Kreativität im Ballbesitz. „Das Spiel plätscherte so vor sich hin. Ein unansehnliches Match“, ist Ilgner nur wenig angetan vom Niveau dieser Begegnung. Für echte Entlastung sorgt der Qualitätsrückkehrer Fynn Simon.

Tobias Gradtke

In der 20. Minute ist es Tobias Gradtke, der per Rechtsflanke Philipp Winter bedient, der mit einem Kopfball vielversprechend scheitert. In überragender Manier lenkt Bex-Keeper Florian Stuke diesen Abschluss gekonnt an die Torlatte. „Wäre der Ball 20 Zentimeter weiter nach rechts gegangen, wäre es ein Tor gewesen“, glaubt Siebert. Der erkältungsgeschwächte Niko von Heiden wird nach einer halben Stunde für Christopher Rapier ausgewechselt. In der Folgezeit erspielen sich die Kirchheider drei weitere Einschussmöglichkeiten, denen aber die Entschlossenheit im Abschlussverhalten flöten geht. Das gleiche Problem mit der Präzision haben die Reds, weshalb die Torlosigkeit zur Halbzeitpause dem Spielverlauf entspricht.

Bex fehlen die Lösungen im Angriffsdrittel

Philipp Winter

In der 55. Minute fällt für den Aufsteiger das Tor des Tages. Einen Freistoß außerhalb vom Strafraum durch Fynn Heinze aus halblinker Position schlenzt dieser per „Geniestreich“ (O-Ton: Siebert) flach an der Mauer vorbei. Spielführer Winter läuft als einziger Spieler bis zum Fünfmeter-Raum durch, riecht den Braten, steht dann richtig, um aus Nahdistanz Stuke zu überwinden. Dass dieses entscheidende Tor tatsächlich nach einem ruhenden Ball fällt, ist für Ilgner nachvollziehbar. Er argumentiert: „Klar, dass Kirchheide aus dem Spiel heraus nichts zustande bekommen hat. Sie haben nur mit langen Bällen agiert, sind über Standards gekommen.“ Nach diesem Rückstand fehlt es dem Team von Chefcoach Jens Reitemeier auch am nötigen Zutrauen, um mit viel Moral und breiter Brust diese Partie tatsächlich noch zu drehen. Den Gästen merkt man an, dass sie zahlreiche personelle Ausfälle verkraften müssen, mit fortlaufender Spielzeit die Körner schwinden. Eine Viertelstunde vor dem Schlusspfiff wird Valentin Ellermeier eingewechselt, fünf Minuten danach Robin Winter. Somit sind dies beides Akteure, die über einen längeren Zeitraum nicht den gewünschten Trainingsrhythmus besitzen, immer in der Verteidigung für die gewünschte Stabilität sorgen. Wenn doch einmal etwas durchkommt, pariert Kirchheide-Keeper Tom Limberg exzellent, hält in bester Raumpfleger-Manier seinen Kasten sauber. Da in der 63. Minute bereits der offensive Aktivposten Simon vom Spielfeld muss, dafür Mattis Bartling eingewechselt wird, mangelt es an Aktionen im Angriffsbereich.

„Müssen nachdenken, ob das so unser Anspruch ist“

Maximilian Ilgner

Seinen Spielern schreibt der enttäuschte Ilgner ins Gebetsbuch: „Wir müssen darüber nachdenken, ob das unser Anspruch ist, so weiterzuspielen.“ Nach dem Sprung hinauf auf einen Rettungsrang attestiert Siebert seinem Team, „kein unverdienter Sieger zu sein.“ Weil: „Wir haben es defensiv gut gemacht, haben die Umschaltsituationen sehr gut genutzt. Daher bin ich sehr zufrieden mit der Truppe, was die disziplinarische und kämpferische Leistung angeht. Heute werden wir mit dem Dreier belohnt. Ein verdienter und wichtiger Sieg.“ Wichtig vor allem deshalb, weil die anderen Kellerkinder, wie etwa der TuS Brake ebenfalls gepunktet haben. Dies sogar dreifach gegen das Spitzenteam TuS Leopoldshöhe.

Fazit: Am Ende geht der knappe Kirchheide-Dreier absolut so in Ordnung. Mit einer mannschaftlich geschlossenen und taktisch disziplinierten Leistung sichern sie sich berechtigterweise die volle Ausbeute.

Tor:
0:1 Philipp Winter (55. Min.)