Ruhende Bälle entscheiden Spitzenspiel

Spielbericht

(hk). Acht Tore, aufregende Spielzüge und zahlreiche Abschlüsse, die Zuschauer kommen beim westlippischen Spitzenspiel zwischen den Zweitvertretungen aus Lipperreihe und Asemissen voll und ganz auf ihre Kosten. Am Ende triumphieren die Hausherren vor heimischer Kulisse mit 5:3. TuS Asemissen II-Chef-Trainer Florian Meerkötter hat eine „sehr gute Kreisliga B-Partie“ wahrgenommen, die „auf Augenhöhe“ ausgetragen wird.

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Von Henning Klefisch

Raffael Giebel

Von Anpfiff an sind die beiden Nachbarvereine voll dabei, spielen beherzt und munter nach vorne. Fünf Minuten sind erst von der Uhr, als Raffael Giebel eine Monstermöglichkeit nur denkbar knapp über die Torlatte schießt. 180 Sekunden folgend pfeift der gut leitende Referee Marco Prüßner einen angemessenen Hand-Elfmeter. Nach einem Flankenball von Marcel Spitzer nimmt ein Lipperreiher unerlaubterweise seine Hand zum Einsatz. Den fälligen Handelfmeter verwandelt Robin Radeck (Bild rechts) eiskalt zur frühen Gäste-Führung. In der Folgezeit bespielen sich die beiden Kontrahenten auf einem ansprechenden Niveau. Vor allem über ruhende Bälle erzeugen die Hausherren eine große Torgefahr. So fällt auch nach 16 Minuten das Ausgleichstor. Die Asemisser blocken das Spielgerät nicht konsequent nach einem Standard, weshalb die Kugel in ihren Strafraum geschlagen werden kann, die Gäste spürbar unachtsam sind, letztlich Sebastian Mathea in Position gebracht wird. Der kickende Co-Trainer überwindet den gegnerischen Fänger Marvin Schröder mit einem Flachschuss in die linke Ecke.

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Giebel verpasst den Führungs-Ausbau

Jonas Epp

Nach 26 Zeigerumdrehungen gehen jedoch erneut die Meerkötter-Männer in Führung. Sie profitieren zugleich davon, dass sich ein rotweißer Abwehrmann äußerst ungeschickt anstellt, als er Jonas Epp im eigenen Strafraum deutlich zu Fall bringt. „Das hätte er vermutlich besser verteidigen können“, meint Florian Meerkötter. Robin Radeck ist dies alles relativ egal, als er kaltschnäuzig ebenfalls diesen Elfmeter im gegnerischen Kasten versenkt. In der Folgezeit entwickelt sich eine ausgesprochen spannende Angelegenheit, in der Raffael Giebel die exzellente Möglichkeit besitzt, auf 3:1 zu erhöhen. Er hat nämlich bereits den Gastgeber-Keeper Christian Büker ausgespielt, schießt auf das Tor, doch ein gegnerischer Defensivmann rettet unmittelbar vor der Torlinie. Auch die Hausherren suchen ihr Offensivglück, knallen im folgenden Angriffszug die Kugel mit Schmackes an den Pfosten. Nach 37 Minuten machen sie es etwas genauer, als es ihnen in die Karten spielt, dass ein ruhender Ball zu kurz geklärt wird. Sebastian Lange haut das Runde aus etwa 20 Metern Torentfernung auf den gegnerischen Kasten. Das Geschoss wird nahezu unhaltbar, für Marvin Schröder (Bild rechts) abgefälscht. Meerkötter meint zum Kabinengang: „Es geht mit einem aus meiner Sicht gerechten Unentschieden in die Halbzeitpause.“

Starker Robin Radeck gleicht per Traumtor aus

Auch in den zweiten 45 Minuten ist das hochklassige Aufeinandertreffen auf Augenhöhe offensichtlich. Neun Minuten nach dem Seitenwechsel geht erstmalig in dieser Partie der TuS Lipperreihe II in Führung. Ein langes Mathea-Zuspiel klären die Blau-Weißen zunächst – allerdings zum Gegner. Die hinein geschlagene Flanke bekommt der völlig frei stehende Sebastian Rahaus als Adressat zugespielt, der gekonnt zum 3:2 einköpft. Wenige Zeigerumdrehungen später verpasst Giebel im direkten Duell mit dem gegnerischen Fänger den schnellen Ausgleich, der jedoch nach 64 Minuten fallen soll. Manuel Epp bedient mit einer exzellenten Verlagerung Robin Radeck, der seinen Kontrahenten alt aussehen lässt, dann mit einem präzisen Schuss in den rechten Winkel per Traumtor auf 3:3 stellt.

Späte Lipperreiher Wirkungstreffer

Danach ergeben sich hervorragende Möglichkeiten von beiden Teams, doch der betriebene Kräfteverschleiß ist zu offensichtlich. Ein Freistoß wird von Marvin Schröder herausragend pariert. Nach 84 absolvierten Minuten fällt das 4:3 für die Lipperreiher, die ihren Nutzen daraus ziehen können, dass die Gäste nach einem Eckball schlecht geordnet stehen, weshalb Rahaus aus Nahdistanz vollendet. Die aufopferungsvoll kämpfenden Asemisser investieren eine Menge, erhöhen spürbar die Schlagzahl, drängen auf das Ausgleichstor. Stattdessen laufen sie aber in der dritten Minute der Nachspielzeit in einen Konter, der von Yuriy Stasyuk aus abseitsverdächtiger Position verwertet wird. „Aber das tut am Ende nichts mehr zur Sache“, konstatiert Florian Meerkötter im Gespräch mit Lippe-Kick. Dem Unparteiischen Prüßner bescheinigt er, „in diesem Spiel eine sehr gute Leistung gezeigt“ zu haben.

„Kurz schütteln und dann weitermachen“

Florian Meerkötter

Es hat bei den Asemissern an so einigen Details gemangelt, warum sie diese Partie nicht zu ihren Gunsten haben entscheiden können. Ein leichter Kritikpunkt von Florian Meerkötter in Richtung seiner Mannschaft lautet: „Das einzige, was ich meinen Jungs vorwerfen kann, dass wir teilweise unnötige Standards zugelassen haben, obwohl wir es vor dem Spiel explizit angesprochen haben.“ Immerhin sind doch die Lipperreiher die Könige der ruhenden Bälle. Diese Variante ist auch entscheidend für den Erfolg gewesen. Lobende Worte wählt Florian Meerkötter im Gespräch mit Lippe-Kick: „Für mich war es in dieser Saison das beste Spiel in unserer Liga, was ich gesehen habe. Daher Glückwunsch an Lipperreihe II.“ Seiner Mannschaft gibt er mit auf den Weg: „Für uns heißt es nun, uns kurz zu schütteln und dann weiterzumachen.“ Er präsentiert sich gewohnt sachlich, aufgeräumt und realistisch: „Auch wenn Lipperreihe II nun sicherlich der Favorit auf Platz eins ist, wollen wir mindestens Platz zwei holen und unsere Hausaufgaben die restliche Saison machen“, um dann zu schauen, was sich vielleicht doch noch ergeben könnte.

Fazit: Vor allem aufgrund der ruhenden Bälle sind die Lipperreihe der Gewinner in diesem hochklassigen Spitzen-Vergleich. Beide Teams spielen beherzt nach vorne, doch letztlich besitzen die Hausherren den längeren Atem, gewinnen daher nicht unverdient.

Tore:
0:1 Robin Radeck (per Elfmeter; 8. Min.)
1:1 Sebastian Mathea (16. Min.)
1:2 Robin Radeck (26. Min.)
2:2 Sebastian Lange (37. Min.)
3:2 Sebastian Rahaus (54. Min.)
3:3 Robin Radeck (64. Min.)
4:3 Sebastian Rahaus (84. Min.)
5:3 Yuriy Stasyuk (90. + 3 Min.)