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Bezirksliga

Post TSV Detmold – „Wir müssen an einem Strang ziehen“

Das Vertrauen in die eigene Stärke ist vorhanden beim Post TSV Detmold. Führungsspieler Tim Smithen hat sich bei Lippe-Kick geäußert.

„Wir können jeden schlagen“

Bezirksliga 2 (hk). Oft wird in Gesprächen mit Personen, die sich nicht eingehender mit der Struktur des lippischen Fußballs befasst haben, davon gesprochen, dass die Stadt Detmold höherklassig vertreten sein muss. Als Argumente liefern mir die selbsternannten Visionäre, dass Teams aus kleineren Ortschaften wie Aue, Hoffenheim oder Sandhausen doch erst- und zweitklassigen Fußball erleben. Detmold mit seinen 70.000 Einwohnern sollte bitteschön zumindest Oberliga spielen, so der ausdrückliche Wunsch. Da die drei genannten Vereine von schwerreichen Mäzenen seit Jahrzehnten unterstützt werden und dies im lippischen Fußball in dieser Form nicht existent ist, hinkt der Vergleich gewaltig. Deutlich realistischer: Eine mittelfristige Anpeilung Richtung Landesliga. Das Potential ist beim Post TSV Detmold durchaus vorhanden, wenn aber auch der Sprung in die siebthöchste Spielklasse in diesem Jahr schwierig wird.

Von Henning Klefisch

Wenn Post TSV-Verteidigungsminister Tim Smithen spricht, hat er etwas zu sagen. Wie auch in der Kommunikation mit Lippe-Kick. „Der Saisonstart war nicht das, was wir uns erhofft oder vorgestellt haben“, schmerzen dem Deutsch-Engländer, der schon seit seinem vierten Lebensjahr für die „Postkutsche“ kickt – bevor er Lesen und Schreiben konnte – besonders die Punktverluste zum Saisonstart. Nach einer 3:0-Führung beim SV Avenwedde letztlich noch mit 3:5 zu verlieren, entbehrt für ihn jeglicher Logik. „Nach zwei Standardgegentoren sind wir auseinandergefallen. Irgendetwas setzt im Kopf aus“, kann dies aus rationalen Gesichtspunkten nicht mehr analysiert werden. Dabei ist die Vorbereitung zielführend, konzentriert und resultierend erfolgreich gewesen. Alle Spieler haben voll mitgezogen, die zahlreichen Neuzugänge sind hervorragend integriert worden und es gibt erfrischende Neuigkeiten im Trainingsbetrieb. So hat das neue Trainerteam Ralf Brokmann und Christoph Zimmermann zwei Trainingsgruppen gebildet, um gezielter mit den Protagonisten arbeiten zu können. Torschussübungen, taktische Inhalte und selbstverständlich auch das Abschlussspiel sind mit der ganzen Mannschaft durchgeführt worden. Deshalb steht für den 28-jährigen Smithen fest. „Es liegt nicht am Training oder schlechter Vorbereitung.“ Wie im Spiel gegen Avenwedde gehen die Postler auch in der Heimpartie gegen den VfR Wellensiek mit 1:0 in Führung, schlucken vor dem Halbzeitpfiff das 1:1, ehe sie im zweiten Durchgang noch drei weitere Einschläge bei der 1:4-Pleite kassieren. „Das ist nicht richtig zu erklären“, gesteht Smithen (Bild rechts) bei Lippe-Kick ein. Bereits etwas unter Druck standen die Residenzler vor dem Lipper-Derby beim TBV Lemgo. Zahlreiche wichtige Spieler fielen aus. Die letzten Mohikaner zeigten eine starke Vorstellung und schlugen die ambitionierten Hansestädter hochverdient mit 3:1. Aus den letzten vier Partien gegen den TuS Asemissen (2:1), BW Sende (2:2), SV Spexard U23 (2:5) und Canlar Bielefeld (9:0) gab es zehn Zähler, weshalb sich die Residenzler mit 13 Zählern auf den sechsten Platz vorgeschoben haben. Das Remis gegen das Kellerkind aus Sende löst bei Smithen immer noch innerliche Schmerzen aus. Dennoch hätte sein Team schon mit „vier, fünf Toren führen müssen“, ehe der Gegner zum 1:0 getroffen hat.

Kraft aus dem Ahlen-Coup ziehen

Als absolutes Highlight in der jüngeren Vereinsgeschichte gilt der sensationelle 5:4-Sieg nach Elfmeterschießen über Rot-Weiß Ahlen. Auch Smithen denkt sehr gerne daran zurück, hat ein Spiel gesehen, was „über weite Strecken auf Augenhöhe“ stattfindet. Sicherlich weiß er, dass der ehemalige Zweitligist nicht seinen besten Tag erwischt hat und eher wie ein Landesligist, vielleicht sogar Bezirkliga-Spitzenteam agiert habe. Dennoch ist er felsenfest davon überzeugt: „Wenn wir jedes Spiel so spielen würden wie gegen RW Ahlen, würden wir die Ligaspiele gewinnen“, ist dieser Pokalfight aber unter der Kategorie „Bonusspiel“ einzuordnen gewesen. „Wir gehen mit einer ganz anderen Intensität, Einstellung und Kampf in so ein Spiel hinein. Du kannst nur gewinnen“, lag der Druck schließlich klar auf Seiten der Ahlener. Gegen den Landesligisten VfL Holsen gab es das Ausscheiden in der zweiten Runde nach einem 6:7 im Elfmeterschießen. Beim Kreispokalsieg gegen den Blomberger SV lieferten beide Bezirksliga-Teams eine überschaubare Vorstellung. Die Detmolder siegten letztlich mit 2:0. Aktuell sind es sechs Punkte Rückstand zum Spitzenreiter VfR Wellensiek. Keine unlösbare Aufgabe. Smithen macht jedoch deutlich: „Wir entfernen uns alle davon, dass wir aufsteigen wollen. Wünschen können wir uns viel. Wir müssen realistisch die Stärke von Kaunitz, Wellensiek und Avenwedde einschätzen“, müssen diese drei Großkaliber aus dem Weg geräumt werden. Der Glaube in die eigene Stärke ist dennoch nicht gerade gering: „Wir können jeden schlagen“, weiß Tim Smithen, der die fehlende Effizienz vor dem gegnerischen Gehäuse als einen Schwachpunkt der bisherigen Saison ausgemacht hat. Normalerweise sollte solch ein Coup wie gegen RW Ahlen den nötigen Schwung bringen, „dass man die nächsten sechs Spiele alle gewinnt“, was aber bekanntlich nicht gelungen ist.

„Wir müssen die Derbys gewinnen“

Gleich fünf lippische Vertreter gibt es in der „Bielefelder Bezirksligastaffel.“ So treffen die Postler auch auf den TSV Oerlinghausen und den FC Augustdorf, nachdem es gegen Asemissen und TBV Lemgo bereits vier Punkte aus zwei Spielen gegeben hatte. Smithen freut sich auf diese Partien mit Lokalkolorit und sagt zur Anspruchshaltung: „Die Derbys sind alles Spiele, die wir gewinnen müssen.“ Denn: „Von der fußballerischen Qualität zählen wir uns zu eines der besseren Teams.“ Um auf Dauer erfolgreich zu sein, empfiehlt Smithen seiner Mannschaft künftig in den Spielen gegen die Favoriten defensiver zu agieren und auf das Umschaltspiel zu vertrauen. „Spielerisch“, so zeigt er sich selbstbewusst, „können wir mit den Topteams auf Augenhöhe mithalten“, ist dies schon in der vergangenen Spielzeit bewiesen worden. „Wir können es. Die mentale und taktische Einstellung muss stimmen“, benennt Tim Smithen die Anforderungen.

Neuzugänge als Verstärkungen

Die Neuzugänge haben die Qualität spürbar erhöht. Spieler wie Felix Buba und Robert Fiorilli verstärken das Team in der Offensive erheblich und waren bereits höherklassig unterwegs. Ingo Schmitz und Fabian Droletz kommen von Detmolder A-Ligisten und haben sich sehr gut entwickelt. Tim Penner, eigentlich vom CSL Detmold für die Post TSV-Reserve verpflichtet- hat im Westfalenpokalspiel gegen Holsen ausgeholfen. Smithen stellt zufrieden fest: „Alle Neuzugänge haben wir gut integrieren können.“ Allerdings: Ein Problem wie der FC Bayern München hat auch der Post TSV Detmold. Mit Ausnahme von Alexander Felker (Bild rechts) haben sich seit 2008 keine Eigengewächse mehr in der Bezirksligatruppe durchgesetzt. Brokmann und Zimmermann sind schon beim SuS Pivitsheide dafür bekannt gewesen, auch der Jugend eine Chance zu geben. Vielleicht gibt es hier schon bald erste Positivmeldungen. Die Stimmung innerhalb der Truppe bezeichnet Tim Smithen als „gut“, weil auch der Trainerstab und die Mannschaft „zu 100 Prozent passen.“ Dreimal ist in der Woche eine Trainingseinheit angesetzt, die auch auf zwei Einheiten verkürzt werden kann. Voraussetzung dafür sind am Dienstag und Donnerstag längere Einheiten oder wenn die Coaches mit den Trainingsleistungen sehr zufrieden sind, gibt es die Belohnung des freien Freitags. Smithen will nach oben und das Maximale herausholen, das ist sein Ziel. Die Voraussetzung dafür: „Wir müssen einen Lauf haben, Meisterschaftsspiele genauso wie Westfalenpokalpartien absolvieren, die Einstellung muss stimmen“, fordert er und wünscht sich, dass die Verletzungssituation sich angenehmer gestaltet. „Jeder muss selber wissen, was er bereit ist, zu tun. Wir müssen an einem Strang ziehen“, ist das Prinzip der drei Musketiere „Einer für alle, alle für einen“, das klare Motto des Post TSV Detmold.

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