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Lippische Urgesteine

Lippische Urgesteine – Folge 3: Jürgen Schlue (TuS Bega 09)

Ein Leben für den TuS Bega 09. Für die Vereins-Legende Jürgen Schlue eine absolute Selbstverständlichkeit. Lest hier mehr zu seiner Geschichte.

 

Einmal Bega, immer Bega

Lippische Urgesteine (hk). Ay, caramba! Die Fußball-Hölle mitten in Bega. Südländische Begeisterung verströmt die Anhängerschaft der SG Bega/Humfeld. Man erinnert nur an die leidenschaftlichen Hooligirls, die feurig, sangesfreudig und enthusiastisch zugleich ihre Mannschaft nach vorne peitschen. Der Autor ist nicht im Phantasialand zur Welt gekommen, doch beweist ein hohes Maß an Kreativität. Gut möglich. Die Emotionen tanzen Tango. Man möchte sich folgende lokalorientierte Anapher vorstellen, die per Wechselgesang von der Dörentruper Anhängerschaft vokalisch und stimmlich einwandfrei intoniert wird: „Du warst ein Begaraner, du bist ein Begaraner, du wirst immer ein Begaraner sein.“ Hoppla, sämtliche Zeitformen in einem Satz, dazu grundehrlich. Kommt, Freunde der Sonne, lasst uns erst den Bogen spannen, dann endlich finden. Diese interessante Aneinanderreihung würde gewiss die Vita von Jürgen Schlue mitsamt Symbiose zu seinem TuS Bega 09 treffend beschreiben.

 

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Von Henning Klefisch

 

 

Jürgen Schlue.

Fast vier Jahrzehnte investierte der mittlerweile 68-Jährige in seinen Heimat- und Herzensverein. In Barntrup-Selbeck, gerade einmal drei Kilometer von Bega entfernt, wohnt der Vater dreier erwachsener Töchter. 15 Jahre lang füllte er mit Leib und Seele die Position als Mannschaftsbetreuer der ersten TuS-Truppe aus. Von 1980 bis 1995. Wenn es sein Wirken erforderte, schlüpfte er zudem in die Rolle als stellvertretender Fußball-Obmann. Schlue, das Mädchen für alles quasi. Von 1995 bis 2017 arbeitete er zudem im Organisationsteam vom Event „Bundesliga in Bega“ (Anm. d. Red.; Lippe-Kick berichtete). Für eines der Leuchtturm-Projekte im lippischen Fußball wurden pro Person zwischen zehn und 30 Stunden investiert, bevor tatsächlich der Ball rollen konnte. Das Orga-Team war zehnköpfig, ohne die Helfer am Match-Day, versteht sich. Seine Liebe zur oft zitierten schönsten Nebensache der Welt rührte nicht durch eine glorreiche eigene Spielerkarriere her. So mutet es gewiss überraschend an, dass der seit fünf Jahren als rüstiger Rentner firmierende Schlue nie selbst Fußball als Vereinssport betrieb, nur im Betrieb der Balltreterei frönte. Nein. Ein begnadeter Fußball-Rastelli war er nie. Es kursieren keine sagenumwobenen Geschichten über ihn, dass er als „Bega-Maradona“ oder als „weißer Pele“ ehrfurchtsvoll bezeichnet wurde. Unverhohlen räumt er ein: „In der Jugend war ich im Handball beim TSV Hillentrup aktiv, allerdings wenig erfolgreich.“ Sein aktuelles Tagesprogramm liest sich äußerst attraktiv, verbringt er nunmehr viel Zeit im Haus, im Garten. Erfreulicherweise hat er dennoch viel Zeit für die große Familie und für ausgedehnte Waldspaziergänge. Stets nach dem Motto handelnd: Wer rastet, der rostet.

 

 

 

Schlue als lippischer Globetrotter

 

Wenn Corona nicht wäre, dann würde er jetzt durch das schöne Lipperland jetten. Zu Spielen seiner SG Bega/Humfeld etwa. Oder gerne auch die Handball-Partien von seiner Tochter wahrnehmen, die bei der SG Cappel/Großenmarpe ihre Skills per Handarbeit demonstriert. Ebenfalls die nächste Generation erfreut sich allergrößter Beliebtheit: „Seit Saisonbeginn spielt mein ältestes Enkelkind bei der JSG Hügelland in den Minikickern, aber auch dort konnte ich mir, bedingt durch die Pandemie, erst ein Spiel anschauen“, schildert er ein wenig betrübt im Lippe-Kick Gespräch.

Wenn er höherklassigen Fußball beobachten möchte, dann zieht es ihn zum RSV Barntrup oder zum Blomberger SV, gerne auch in die Detmolder Parallel-Liga zur aufstrebenden SG Belle-Cappel. Immerhin sind dort doch einige Bekannte involviert. Ebenso beim Detmolder A-Ligisten RSV Hörste, „wo mit Ralf Ackmann ein Mann an der Seite steht, den ich schon seit Jahrzehnten kenne und dessen Wege sich mit meinen kreuzten, als seine Frau Annette mit meinen Töchtern zusammen in der Handball-Landesliga für die SG Cappel/Großenmarpe spielten“, hat man sich nur nicht kennen, sondern vor allem auch schätzen gelernt.

 

 

 

 

Erinnerung an legendäre Weggefährten

 

Wenn Jürgen Schlue über seine Fußball-Erlebnisse berichtet, lauscht man gespannt seinen Worten. Nicht nur die Fußball-Nostalgiker wissen: Heidewitzka, die 80er Jahre, das waren die seligen Fußball-Zeiten. Auch für seine Null-Neuner, die von 1984 bis 1987 und im Jahr 1989 von Harald Trompeter gecoacht wurden. „Mit seinem Kampfgeist und seiner pädagogischen Art fand er zu allen Altersgruppen in der Mannschaft Zugang“, gibt er via Lippe-Kick angetan zu Protokoll. Oder etwa auch Viktor Jokers, der rund um die Jahrtausendwende den TuS Bega 09 anleitete.

Von 1998 bis 2004 bestach er „mit seiner ruhigen Art und seinem Spielverständnis“, ermöglichte er mit seinen Qualitäten die Rückkehr in das Lemgoer Kreisoberhaus. Nicht nur Übungsleiter, auch einige Kicker haben ihn besonders beeindruckt. Wie etwa Viktors Bruder Andrej, ein Torjäger, wie er im Lehrbuch steht. Was für ein Kampfschwein, rannte und ackerte er von der ersten bis zur letzten Minute, gab nie einen Ball verloren. Hätte er damals Kilometergeld für seine Wegstrecke auf dem Platz erhalten, würde er jetzt aus seiner Villa in Monaco grüßen, in seinem Pool planschen und das Victory-Zeichen demonstrieren.

Nicht zu verachten Reiner Michalak, ein grandioser Mittelfeldstratege mit einem feinen Füßchen. Peter Dubbert gehört ebenfalls in diese Aufzählung. Er war kein Horst Hrubesch, kein Kopfball-Ungeheuer. Nein, vielmehr bewegte er sich raffiniert zwischen den Linien, schlängelte sich spielerisch durch das gegnerische Abwehrdickicht. Natürlich.

Der viel zu früh verstorbene Andreas Besch, der als Spieler und Trainer die Chronik vom TuS Bega 09 nachhaltig prägte. Ihn kannte Schlue (Bild rechts) mehr als ein halbes Jahrhundert. Nicht nur die aktiven Recken zogen ihn in seinen Bann: „Die Zusammenarbeit im Vorstand der Fußballabteilung, mit Eckhard Schlue, Martin Kuhlmann, Gerd Nabbefeld, Friedo Petig und Friedhelm Deppe hat sehr viel Spaß gemacht, hier entstand auch die Idee für „Bundesliga in Bega“ und auch die Arbeit im Organisations-Team dieser Veranstaltungsreihe war eine tolle Zeit, weil sich jeder seiner Aufgabe bewusst war“, diktiert er Lippe-Kick in den Notizblock.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Hau drauf, jetzt haste noch Kraft.“

 

Fußball-Spiele produzieren selbstverständlich auch stets und ständig neue Anekdötchen. Wie etwa die vom ehemaligen Fänger der Schwarz-Weißen, Heinz Heger, der stets vor dem Anpfiff dem gegnerischen Akteur am Anstoßpunkt zurief: „Hau drauf, jetzt haste noch Kraft.“ Wer gut kicken kann, der kann auch feiern, so lautete der Slogan vom TuS Bega 09, die ihre Aufstiegsfeten meist in der damaligen Vereins-Gaststätte „Zur Linde“ feierten. Für einige, die besonders konditionsstarken Feierbiester, ging diese gesellige Veranstaltung nicht nur bis zum nächsten Morgen, sondern sogar bis zum nächsten Abend. Ereignisreiche Fahrten zum Ritter-Essen auf die Burg Ottenstein auf der Pyrmonter Hochebene dürfen in dieser Aufzählung ebenso nicht fehlen.

 

 

 

 

 

Fußball-Jugend ermöglicht vielversprechende Perspektive

 

Zunächst zufrieden beschreibt Familienmensch Schlue die aktuelle fußballerische Situation in Lippe, als er via Lippe-Kick deutlich macht: „Ich denke, im Großen und Ganzen kann sich der lippische Fußball sehen lassen. Neun Mannschaften im Bezirk, wenn man den Kreis Höxter nicht dazu zählt, sprechen für sich.“ Danach einschränkend argumentierend: „Allerdings wird es immer schwieriger, Jugendliche für den Sport zu begeistern und natürlich hat sich auch das Umfeld seit den 80er-Jahren komplett verändert. Heute gehen die Kinder und Jugendlichen oftmals bis nachmittags zur Schule und in manchen Berufsgruppen ist es selbstverständlich, dass auch am Wochenende gearbeitet wird.“

Sein sehnlicher Wunsch: „Hoffentlich sorgt die Corona-Pandemie nicht auch noch dafür, dass den Vereinen Nachwuchsspieler verloren gehen, dafür muss der Trainingsbetrieb im Jugendbereich aber schnellstmöglich wieder aufgenommen werden“, wie bereits seit dem 8. März 2021 geschehen. Okay, die Lippe-Liga ist tatsächlich eine feine Geschichte, doch warum hat es seit stattlichen sieben Jahren nur keinen lippischen Landesligisten mehr gegeben?

Schlue treibt da so eine Vorahnung um: „Das hängt sicherlich auch mit der Anzahl der Kinder und Jugendlichen zusammen, die heute noch Fußball spielen wollen, denn mit der Quantität sinkt natürlich auch die Qualität. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir in den kommenden Jahren zum Beispiel mit dem Post-TSV Detmold und TBV Lemgo Vereine haben, die an das Landesliga-Tor anklopfen.“

 

 

 

 

Bild-Quelle: Westfalen-Blatt, Lippische Wochenschau, Lippische Landeszeitung.

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