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Kreisliga B1 Lemgo

Der Spielabbruch von Wüsten – Das ist passiert

Das Spitzenspiel zwischen dem SV Wüsten und dem SC Extertal wurde nur 67 Minuten alt. Dann brach der Unparteiische die Partie ab. Warum? Das erfahrt ihr hier.

 

 

Komm nicht auf die dunkle Seite

Kreisliga B1 Lemgo (ab). Der SV Wüsten war im Spitzenspiel der Kreisliga B1 Lemgo auf dem besten Weg, dem SC Extertal die erste Saisonniederlage zuzufügen und auf Rang eins zu springen. Beim Stand von 3:0 hatte der Unparteiische Bahman Kiadaliri zu einem Gespräch mit beiden Trainern gebeten und die Partie nach fünfminütiger Diskussion abgebrochen. Lippe-Kick war vor Ort und konnte sich selbst ein Urteil bilden. Aber auch Henri Ellerbrok und Christian Ziereis äußern sich zum Spielabbruch.

Von André Bell

 

Nico Pauls

Eigentlich war alles angerichtet für ein Fußballfest. Zwei Top-Teams, beide noch ungeschlagen, im Kampf um die Tabellenführung. Pünktlich um 15.30 Uhr pfeift Schiedsrichter Bahman Kiadaliri die Begegnung an. Beide Teams begegnen sich zunächst auf Augenhöhe, wie es auch zu erwarten war. Die erste strittige Entscheidung fällt aber bereits nach einer Viertelstunde, als der herauseilende SCE-Keeper Nico Pauls für jedermann klar ersichtlich deutlich früher am Ball ist als der Angreifer, den er gleich darauf aber direkt mit abräumt. Ohne zu zögern zeigt Kiadaliri auf den Punkt. Mindestens eine diskussionswürdige, wenn nicht sogar eine falsche Entscheidung. Da sind sich sogar beide Teams einig, wie SCE-Coach Christian Ziereis meint: „Wüsten bekommt einen ganz klar unberechtigten Elfmeter, was nicht nur von unserer Seite her reklamiert worden ist, sondern im Nachhinein auch vonseiten Wüstens klargestellt worden ist, dass es kein Elfmeter war.“ Johannes Schubert verwandelt souverän zum 1:0 für Wüsten.

 

Osso läuft allen davon

Merwan Osso

„Das ist natürlich nicht der Wunsch, wie man in ein Spitzenspiel starten will“, so Ziereis. Doch nach dem Rückstand bleibt seine Elf gut im Spiel, beide Teams agieren auf Augenhöhe, Offensivszenen sind insgesamt aber Mangelware. Wenn, dann kann man dem SVW hier leichte Vorteile zusprechen, wirklich gefordert werden aber beide Keeper nicht. Kurz vor der Halbzeit bricht aber Merwan Osso einmal durch, nachdem Yanik Hesse einen starken Pass in die Schnittstelle spielt. Osso ist mit Ball schneller als sein Gegenspieler und bleibt vor Pauls eiskalt und schiebt zum 2:0 ein. Eine verdiente Pausenführung für den SV Wüsten, wenn auch ein Tor zu hoch. Schon gegen Ende der ersten Halbzeit werden aber erste Rufe von außerhalb des Platzes laut, dass das Flutlicht eingeschaltet werden soll. Aber erst in der Halbzeit gehen die Lampen an. Ebenfalls für jeden zu erkennen: Die linke Lichtquelle am mittleren Mast aufseiten des Eingangs funktioniert nicht.

 

Wüsten macht den Deckel drauf, doch dann…

Christian Ziereis

Das hat auch der Unparteiische direkt wahrgenommen, dennoch gibt er die zweite Halbzeit frei. „Man hat am Anfang noch nichts gesagt, aber irgendwann kam es dann von den Spielern, die dann immer mehr gemeckert haben, dass man überhaupt nichts mehr sieht in der Ecke, wo ich ihnen auch recht geben muss.“ Dennoch wird zunächst weitergespielt. Nach etwas mehr als einer Stunde fährt der SV Wüsten einen Konter über die linke Seite. Erneut ist Merwan Osso am Ball, der in den Strafraum zieht und den Ball mit rechts ins lange Eck zirkelt. Mit dem 3:0 ist fast schon der Deckel drauf. Der SC Extertal ist danach zwar bemüht, lässt insgesamt aber vieles vermissen, so Ziereis: „Es stand 3:0 und das auch, zwar nicht in der Höhe, verdient für Wüsten. Sie waren die bessere Mannschaft. Bei uns fehlte einiges, was nicht gestimmt hat.“

 

Schiedsrichter bittet beide Trainer, Entscheidung zu fällen

Es kommt nicht der Eindruck auf, als könnte der SC Extertal in den letzten 20, 25 Minuten noch etwas am Ergebnis ändern. Zu souverän agiert der SV Wüsten, der, und da lehnen wir uns wohl nicht zu weit aus dem Fenster, an diesem Abend die Tabellenführung übernommen hätte. Doch die Kritik wird immer lauter. Nach 67 Minuten unterbricht der Schiedsrichter die Partie und bittet beide Trainer zu sich. Christian Ziereis erklärt dazu: „Er wollte, dass wir eine Entscheidung fällen und da waren wir uns beide einig, dass das nicht die Entscheidung der Trainer beziehungsweise der Spieler ist, sondern dass der Schiedsrichter das entscheiden muss. Und er hat es dann entschieden und nach fünfminütiger Diskussion das Spiel abgebrochen.“ Sehr zum Unmut der Heim-Fans, die argumentieren, dass schon die gesamte Halbzeit so gespielt wurde, das Spiel eh entschieden sei und man das Spiel doch jetzt auch noch zu Ende laufen lassen könne.

 

Dieser dunkle Bereich bewegt den Schiedsrichter zum Spielabbruch.

 

Ellerbrok: „Umgang und Austausch unter Teams war sehr angenehm“

Henri Ellerbrok

Seine Meinung ändert der Unparteiische jedoch nicht mehr, der mit der grundsätzlichen Entscheidung sicher richtig liegt, sich jedoch die Frage gefallen lassen muss, warum er erst so spät reagiert hat. Beim SV Wüsten herrscht große Enttäuschung darüber, „dass das Spiel abgebrochen wurde, können aber den Grund dafür natürlich verstehen“, so SVW-Coach Henri Ellerbrok. „Bitter ist für uns, dass der Anstoß aufgrund des Volkstrauertags gar nicht eher erfolgen konnte. Auch hätte man uns wohl die Möglichkeit einräumen müssen, den Mangel innerhalb von 30 Minuten zu beseitigen – allerdings wurden wir über diese Möglichkeit gar nicht in Kenntnis gesetzt“, kritisiert der Coach. Bis dahin haben sich „beide Teams 70 Minuten lang ein echtes Topspiel geliefert, intensiv, aber zu keinem Zeitpunkt unfair. Auch der Umgang und Austausch unter beiden Teams war im Anschluss an den Abbruch sehr angenehm und kollegial.“

 

„Es kann nicht gerecht sein, wieder bei null anzufangen“

Nun können sowohl der SV Wüsten als auch der SC Extertal „nichts weiter tun als abwarten, wie es weitergeht. Bei nur noch 20 zu spielenden Minuten und einem Spielstand von 3:0, wäre für uns alles andere als eine Fortsetzung bei den gestoppten Bedingungen eine herbe Enttäuschung“, so Ellerbrok, der auf eine „gute Entscheidung im Sinne des Fair-Plays“ hofft. Unabhängig davon ist der Coach aber auch „sehr stolz auf die Leistung“ seiner Jungs. „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht und waren in der entscheidenden Situation voll da, haben super als Team gearbeitet und hatten einen Matchplan, mit dem wir auf das Spiel des Gegners inklusive der Umstellungen während des Spiels immer die richtigen Antworten parat hatten. Dementsprechend kann es aus meiner Sicht, durch die SV-Wüsten-Brille betrachtet, niemals gerecht sein, wenn dieses Spiel wieder bei null anfängt.“

 

Ziereis hält sich raus

Christian Ziereis selbst hat „keine Ahnung. Ich kenne mich da zu wenig drin aus und das will ich auch gar nicht. Da gibt es andere Leute für, die das entscheiden. Ich halte mich da komplett raus. Das habe ich auch zu allen Beteiligten gesagt, auch zu den Jungs aus Wüsten. Nicht, dass es falsch rüberkommt, ich habe damit nichts zu tun, dass ich das Spiel abbrechen wollte. Der Schiedsrichter ist darauf aufmerksam geworden, als der ein oder andere Spieler es gesagt hat, dass es echt gefährlich ist da in der Ecke, dass man nichts mehr sieht. Und ich habe gleich von Anfang an gesagt, dass ich dazu nichts sage. Das muss der Schiedsrichter entscheiden und das hat er dann auch getan.“

Der Staffelleiter entscheidet, wie es weitergeht. Es gibt drei Szenarien: Das Spiel wird ab Minute 67 beim Stand von 3:0 für Wüsten fortgesetzt, es wird mit 3:0 für den SV Wüsten gewertet, oder das Spiel wird neu angesetzt und muss komplett wiederholt werden.

Werbegruppe B1 Lemgo

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