Die Trainer der Bezirks- und Kreisligen aus Detmold und Lemgo. Lippe-Kick porträtiert sie in der neuen Serie. Heute rücken wir Jan Schulmeister vom TuS Bexterhagen in den Fokus.
„Aus dem Negativen etwas Positives ziehen.“
Lippe, deine Fußball-Trainer (ts). Diese Philosophie wendet Jan Schulmeister an, um sich und das Team weiterzuentwickeln. Er liebt den Tiki-Taka-Fußball und lässt in den Übungseinheiten gern mit wenigen Ballkontakten trainieren. Außerdem wäre eine Mischung aus Hermann Gerland und Jürgen Klopp, in seinen Augen, der perfekte Trainer. Lippe-Kick-Reporter Thomas Sauerbier hat sich mit ihm unterhalten. Viel Spaß beim Kennenlernen!
Alter: 42
Jan Schulmeister
Verein: TuS Bexterhagen
Trainer im Verein seit: 2020/21
Trainer seit: 2019
Trainerlaufbahn: TuS Brake Bielefeld, TuS Bexterhagen
Spielerlaufbahn: TuS Eintracht/VfB Fichte Bielefeld, TuS Leopoldshöhe, TuS Brake Bielefeld.
Lippe-Kick: Wie bist du zum Trainerposten in deinem Verein gekommen?
Schulmeister: „Durch Dennis Lütkehölter, den ich noch aus Leopoldshöhe kannte. Wir hatten zwischendurch immer Kontakt. Dann fragte er mich, ob ich Spielertrainer in der dritten Mannschaft machen würde und da Jens die erste macht und Lütti die zweite, dachte ich mir, das kann was werden, da wir uns alle drei kennen und wissen, wie der andere so halbwegs tickt. Außerdem fand ich es spannend, aus der Schießbude der Liga was rauszuholen und ich denke, bis jetzt ist das ganz gut gelungen, in den letzten zwei Saisons.“
Lippe-Kick: Auf welche Aspekte legst du persönlich im Training besonderen Wert?
Schulmeister: „Vor und nach dem Training können wir Spaß haben, aber während der Einheit sollen sie Gas geben. Ich lasse gerne mit ein, zwei Ballkontakten trainieren, damit das Training schnell ist und der Kopf fleißig was zu tun hat.“
Lippe-Kick: Was sind für dich absolute Grundvoraussetzungen in der Zusammenarbeit zwischen Spielern und Trainer?
Schulmeister: „Spieler und Trainer müssen sich respektieren. Ich glaube, die Spieler mögen es, wenn man ehrlich zu ihnen ist und ihnen nicht irgendeinen Müll erzählt. Wenn er nun mal kein gutes Spiel gemacht hat, dann hat er halt Käse gespielt und nicht: ‚Das war ein tolles Spiel.‘ Nur als kleines Beispiel.“
Lippe-Kick: Für welche Spielkultur stehst du bzw. welche Spielstrategie hältst du für die erfolgversprechendste?
Schulmeister: „Als Spielkultur mag ich den Tiki-Taka-Fußball von Barca, mit Xavi und Iniesta: Kontrollierter Ballbesitz, sodass der Gegend durchdreht und keine Lust mehr hat zu spielen.“
Lippe-Kick: Dein schönstes Erlebnis als Trainer?
Schulmeister: „Das schönste Erlebnis als Trainer war, als ich, vor 20 Jahren circa, eine E-Jugend trainiert habe, für ein Jahr, weil niemand anderes da war und die Jungs als ‚nicht gut genug‘ bewertet wurden. Die hatten null Komma null Selbstvertrauen. Am Ende der Saison waren wir Zweiter und die Jungs hatten mehr Selbstvertrauen als ein Ibrahimović.“
Lippe-Kick: Dein negativstes Erlebnis als Trainer?
Schulmeister: „Negative Erlebnisse als Trainer hatte ich nicht viele, da ich das noch nicht lange mache. Außerdem glaube ich, dass du gerade aus dem Negativen was Positives ziehen kannst. Hört sich vielleicht blöd an, ist aber, aus meiner Sicht, so.“
Lippe-Kick: Gibt es Vorbilder, an denen du dich als Trainer/Mensch orientierst?
Schulmeister: „Ich empfinde Menschen, die jeden Tag hart arbeiten gehen, um Essen für ihre Kinder auf den Tisch zu kriegen, als Vorbilder. Und als Trainer-Vorbild finde ich Hermann Gerland ganz cool. Der ist ehrlich und sagt dir die Meinung und hat das Herz am rechten Fleck. Der faltet dich zusammen, weil du dein Talent nicht vernünftig nutzt. Und ein bisschen Klopp, weil er ein Menschenfänger ist und sich auch mal um die privaten Sachen seiner Spieler kümmert und nicht nur oberflächlich mit dem Spieler umgeht. Ein Mix aus den beiden, das wäre der perfekte Trainer.“
Lippe-Kick: Erinnerst du dich an das Spiel, in dem du dich als Trainer am meisten gefordert fühltest?
Schulmeister: „Ein Spiel, in dem ich als Trainer besonders gefordert wurde, gibt es nicht. Das kommt vielleicht noch.“
Lippe-Kick: Welche Ziele verfolgst du persönlich als Trainer?
Schulmeister: „Meine Ziele als Trainer sind es, die Mannschaft und den Verein nach vorne zu bringen.“
Lippe-Kick: Was könnte deine Arbeit als Trainer aktuell erleichtern? Gibt es Ärgernisse für dich?
Schulmeister: „Dass Kontinuität da ist, die Spieler und das Umfeld des Vereins sich wohlfühlen und man Erfolg hat, denn dann hat man Spaß. Wenn die Jungs das so wie die letzten drei bis vier Spiele machen, ist alles gut: den Ball und Gegner laufen lassen. Und wenn dann selbst die gegnerischen Spieler kommen und sagen, wir wären die beste Mannschaft, dann haben wir wohl nicht viel falsch gemacht. Nur kann man sich davon nichts kaufen, aber es freut mich trotzdem. Wir dürfen uns darauf nur nicht ausruhen, sondern müssen eine Schippe drauflegen, für die neue Saison.“
Lippe-Kick: Welche Tugenden sind in deinen Augen die wichtigsten, die man mitbringen muss, um als Coach gute Arbeit leisten zu können?
Schulmeister: „Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und einfach nur Bock drauf haben, was zu verändern. Dann kannst du als Coach was erreichen … und: dass man im Team zusammenarbeitet und nicht gegeneinander.“
Lippe-Kick: Was ist im Training oder Spiel für dich absolut inakzeptabel?
Schulmeister: „Inakzeptabel ist es, den Gegner oder Mitspieler zu beleidigen oder zu schlagen. Das geht gar nicht; unterste Schublade.“
Lippe-Kick: Bist du an der Seitenauslinie eher der sachliche Dirigent oder der impulsive, lautstarke Typ?
Schulmeister: „Leider bin ich eher der impulsive Typ, weil ich zu sehr im Spiel bin. Das muss ich lernen, abzustellen. Das bringt keinem was, weder mir noch der Mannschaft. Andererseits will ich da draußen auch nicht als Totengräber herumstehen und in die Luft gucken. So ein gesundes Zwischending wäre nicht schlecht.“
Lippe-Kick: Thema: Stressbewältigung. Was hilft dir, den Akku wieder aufzuladen und vom Ligaalltag abzuschalten? Hast du eventuell ein Hobby, das dir dabei hilfreich ist?
Schulmeister: „Mein Hobby ist es, in mein Stammschwimmbad zu gehen und die Seele baumeln zu lassen, schön im Saunabereich ausschwitzen und an nichts zu denken und den lieben Gott Gott sein lassen. Außerdem, wenn ich mich nach einem Spiel zu sehr aufrege, holt meine bessere Hälfte mich wieder runter. Danke dafür!“
