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Lippe, deine Fußballtrainer

Lippe, deine Fußball-Trainer – Folge 28: Tim Steffen

Die Trainer der Bezirks- und Kreisligen aus den FuL-Kreisen Detmold und Lemgo. Lippe-Kick porträtiert sie in der neuen Serie. Heute rücken wir Tim Steffen vom VfL Lüerdissen in den Fokus.

 

„Ein Trainer sollte Spieler führen können!“

 

Lippe, deine Fußball-Trainer (ts). Bereits viele Jahre lang ist Tim Steffen eine prägende Figur beim VfL Lüerdissen. Zunächst als gefährlicher Außenverteidiger, dann als spielender Coach. Seit der Spielzeit 2014/15 kickt der ehemalige Landesliga-Spieler vom FC Bad Oeynhausen für den Traditionsverein aus dem Wald-Stadion. Ab 2017 hat er noch das Trainer-Amt übernommen. Jetzt hat Lippe-Kick-Reporter Thomas Sauerbier mit dem 40-jährigen Familienvater gesprochen. Viel Spaß beim Kennenlernen!

 

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Alter:
40 Jahre

 

Tim Steffen

Verein: VfL Lüerdissen


Trainer im Verein seit:
2017


Trainer seit:
Saison 2017/18


Trainerlaufbahn:
VfL Lüerdissen


Spielerlaufbahn:

 

Jugend: SV Sundern 08 (F–D-Jugend), Bünder SV (C-Jugend), SC Herford (B-Jugend), SV Sundern 08 (A-Jugend)

 

Senioren: SV Sundern 08 (ein Jahr); SC Herford (vier Jahre); SV Enger-Westerenger (halbes Jahr) ; (sieben einhalb Jahre FC Bad Oeynhausen; seitdem beim VfL Lüerdissen

 

 

 


Lippe-Kick: Wie bist du zum Trainerposten in deinem Verein gekommen?

 

Steffen: „Vor acht, neun Jahren war es so, dass mich Willi Wollbrink angesprochen hat, als Spieler zu kommen von Oeynhausen nach Lüerdissen und dann war es in dem Gespräch schon ein Thema, wie das so weitergehen könnte, wenn ich Lüerdissen die Zusage geben könnte. Das haben wir schon durchgespielt, dass es sein kann, dass ich irgendwann vielleicht als Co-Trainer fungieren kann und das Amt von Willi auch irgendwann übernehme. Genauso  ist es letztendlich auch gelaufen. Damals war Jörn Weber auch mit im Boot. Also ich war erst ein paar Spielzeiten Spieler und dann war ich Co-Trainer von Willi und dann habe ich es eben auch übernommen, komplett.“

 

 

 

Lippe-Kick: Auf welche Aspekte legst du persönlich im Training einen besonderen Wert?

 

Steffen: „Ich persönlich lege besonderen Wert in meinem Training auf den Ball. Der steht für mich ganz klar im Vordergrund und grundsätzlich gibt es, finde ich, oftmals viele Spielformen, in eben auch kleineren Spielfeldern, wo es darum geht, dass die Spieler immer aufgefordert sind, Lösungen zu finden. Das ist auch oftmals kein 8-gegen-8 oder so, sondern ein 3-gegen-3 oder 4-gegen-4, ein ähnlicher Ansatz wie in der Jugend, das auch bei den Senioren absolviert wird und da gibt es viele Möglichkeiten, die Spieler immer wieder herauszufordern, für die jeweiligen Spielformen Lösungen zu finden. Dann werden kleine Regeln verändert und dann muss man schon wieder andere Lösungen finden. Grundsätzlich ist es sowieso bei mir so, dass ich immer versuche, auch beim Aufwärmen schon, den Ball mit einfließen zu lassen und dabei auch kognitive Anforderungen zu stellen, auch bei Passformen, beim Torschuss. Das ist mir schon sehr wichtig, dass nicht nur der Körper beansprucht wird, sondern auch immer wieder der Kopf, um Lösungen zu finden, um handlungsschneller zu werden, denn das sind für mich die wichtigsten Dinge im Fußball: Handlungsschnelligkeit, auch Dynamik. Natürlich muss die Physis passen, aber das kann man in diesen Spielformen auch immer wunderbar mittrainieren.“

 

 

 

Lippe-Kick: Was sind für dich absolute Grundvoraussetzungen in der Zusammenarbeit zwischen Spielern und Trainer?


Steffen:
„Ich finde Loyalität sehr wichtig. Sowohl von der einen Seite als auch von der anderen Seite aus. Dann finde ich es wichtig, dass die Rollen klar abgesteckt sind, zwischen den beiden Parteien. Auch innerhalb der Mannschaft finde ich es eben sehr wichtig, dass es eine Rollenklarheit gibt. Transparenz finde ich persönlich immer sehr wichtig. Die Spieler sollen auch wissen, warum ich gewisse Dinge entscheide und trainiere. Offenheit und Ehrlichkeit sind sicherlich auch sehr wichtig. Wenn den Spielern etwas nicht passt, möchte ich es auch gerne gesagt bekommen, und zwar nicht hinter dem Rücken, sondern von Auge zu Auge. Dann kann man eben auch über alles sprechen. Das ist für mich sehr wichtig: Loyalität, Rollenklarheit, Transparenz, Offenheit und Ehrlichkeit.“

 

 

Lippe-Kick: Für welche Spielkultur stehst du beziehungsweise welche Spielstrategie hältst du für die erfolgversprechendste?

 

Steffen: „Das ist ein bisschen schwer zu sagen, das kommt mit Sicherheit halt auch immer auf den Gegner an, aber ich würde jetzt eher dahin tendieren, dass ich ein eher offensiv denkender Spieler und Trainer bin. Einen frühen Ballgewinn finde ich schon gut, aber man muss halt eben auch gucken, was für ein Spielermaterial hat man zur Verfügung, welcher Gegner kommt. Von daher versuche ich, da auch möglichst flexibel zu sein, was das Erfolgsrezept letztendlich angeht. Es gibt immer gewisse Automatismen, aber man muss auch flexibel sein. Aber grundsätzlich ist es so, dass ich ein offensiv orientierter, auf frühen Ballgewinn orientierter Trainer bin.“

 

 

 

Lippe-Kick: Dein schönstes Erlebnis als Trainer?

 

Steffen: „Kann ich gar nicht sagen, ich bin ja noch Spielertrainer und in der nächsten Saison auch noch. Für mich ist eigentlich jeder Moment auf dem Platz mit der Mannschaft schön. Ich genieße das, je älter ich werde, mit der Mannschaft zu arbeiten und eigentlich ist es immer das schönste Erlebnis, das ist aber sehr häufig, wenn ich das Gefühl habe, dass die Spieler mir wirklich zuhören und sie wirklich gewillt sind, die Dinge umzusetzen. Wenn ich das sehe als Trainer, dann sind das einfach schöne Erlebnisse. Somit kann ich gar nicht sagen, was mein schönstes ist, sondern sie sind sehr häufig, diese Erlebnisse.“

 

 

 

 

Lippe-Kick: Gibt es Vorbilder, an denen du dich als Trainer/Mensch orientierst?

 

Steffen: „Vorbilder habe ich auch. Allerdings sind das sicherlich nicht die Trainer wie Jürgen Klopp oder Steffen Baumgart oder Guardiola, die ich als Profitrainer, von außen betrachtet, sehr klasse finde, aber mein größtes Vorbild ist eigentlich einer meiner eigenen Trainer gewesen. Das war Oliver Höhner, zu meiner Zeit beim SC Herford, bei den Senioren. Den fand ich klasse. Er hatte die Fähigkeit, jeden einzelnen Spieler zu führen oder eben auch die Mannschaft zu führen, hat immer die richtigen Worte gefunden, auch in Einzelgesprächen, dann aber auch in Mannschaftssitzungen, dass immer wieder auch kompakt zusammengefasst. Das Training war klasse, ich habe da viel von übernommen. Ein absolutes Vorbild für mich: Oliver Höhner.“

 

 

Lippe-Kick: Erinnerst du dich an das Spiel, in dem du dich als Trainer am meisten gefordert fühltest?


Steffen:
„Das ist für mich auch ein bisschen schwierig zu beantworten, weil ich ja eben auch Spielertrainer bin. Das kann ich so gar nicht sagen. Nein, ich erinnere mich, ehrlich gesagt, jetzt nicht daran. Es gibt Spiele, die habe ich in positiver Erinnerung, wo ich gefordert war. Aber auch Spiele, die ich negativ in Erinnerung habe, wo ich gefordert war. Vieles ist dann nicht ganz klar für mich: Gehört das jetzt in meine Rolle als Spieler oder als Trainer. Das ist sowieso manchmal ein bisschen schwierig.“

 

 

Lippe-Kick: Welche Ziele verfolgst du persönlich als Trainer?

 

Steffen: „Richtung Karriere denke ich eigentlich gar nicht so groß. Ich meine, wir sind in der A-Liga. Natürlich wäre es auch mal schön, höher zu trainieren. Das bedeutet aber eben auch nochmal mehr, viel mehr Zeitaufwand und das kann ich mir im Moment so gar nicht vorstellen, familiär betrachtet, zum Beispiel. Zwei Kinder, vier Jahre und neun Jahre alt – das ist im Moment so nicht drin. Ich bin schon sehr häufig auf dem Fußballplatz, da ich auch noch Jugendtrainer bin, bei der JSG Entrup/Lüerdissen, stehe da sechsmal in der Woche auf dem Platz, was mir auch viel Spaß macht. Aber, dass ich jetzt irgendwie ambitionierte Ziele habe, das muss nicht sein. Wenn das passiert, ist das auch denkbar für mich, sicherlich, allerdings jetzt, aktuell, eher schwierig. Mal gucken, was in den nächsten zwei Jahren so passiert. Für mich persönlich ist es aber auch ein Ziel, dass ich es schaffe, dass jeder Spieler in einer Mannschaft den Willen bekommt, sich zu verbessern. Das ist schon auch, für mich persönlich, als Trainer ein Ziel, dass ich es schaffe, meine Spieler, auch wenn sie noch so alt sind, dass sie sich immer auch noch weiterentwickeln können. Wenn ich das schaffe, ist das ein lohnenswertes Ziel. Auch grundsätzlich für meine Arbeit als Trainer in der Zukunft.“

 

 

Lippe-Kick: Was könnte deine Arbeit als Trainer aktuell erleichtern? Gibt es Ärgernisse für dich?

 

 

 

Steffen: „Eigentlich gar nichts. Es ist ein sehr angenehmes Arbeiten in Lüerdissen. Die Kommunikation zwischen Vorstand und mir oder auch dem sportlichen Leiter, Willi Wollbrink, und allen, die hierarchisch über mir stehen, ist gut. Die Kommunikation mit den Spielern ist, meines Erachtens, gut. Es gibt aber immer auch mal Reibereien, das ist gar nicht so schlimm, aber es wird alles offen aufgedeckt und man kann über alles auch sprechen und dann auch gesund weitermachen.

Erleichtern würde mir mit Sicherheit die Tatsache, dass man den einen oder anderen jungen Spieler hinzubekommt. Es wäre auf jeden Fall wieder mal was Schönes. Das ist im Moment sehr schwierig,  junge Spieler zu uns zu bekommen, was ich so gar nicht richtig verstehe, weil die Stimmung gut bei uns ist. Wir können halt nicht mit einem Kunstrasen dienen, aber das muss auch nicht sein. Ich möchte auch mal hier eine Lanze für Rasenplätze brechen. Gerade jetzt, zum Schluss der Serie, haben wir viele gute Rasenplätze gehabt. Lockhausen, Bexterhagen, Alverdissen. Und es ist etwas viel Schöneres, wenn man auf einem vernünftigen Rasen spielt. In Lüerdissen ist das vielleicht nicht immer so, aber das ist absolut in Ordnung. Letztendlich wäre es schon schön, wenn man vielleicht ein kleines Stück Kunstrasen hätte, aber das sind alles Dinge, die kann ich nicht beeinflussen. Die liegen dann auch nicht in meiner Hand. Wenn ich mir das wünschen dürfte, dann wäre das so, dass wir hinter unserem Rasenplatz für dieses Stück Asche vielleicht Kunstrasen hätten. Das wäre toll. Gerade auch für den Winter.“

 

 

Lippe-Kick: Welche Tugenden sind in deinen Augen die wichtigsten, die man mitbringen muss, um als Coach eine gute Arbeit leisten zu können?

 

Steffen: „Ich finde, ein Trainer muss die Spieler erreichen, mit seiner Idee, wie er spielen möchte. Es hilft nichts, wenn man eine Idee hat, aber die Spieler einfach nicht erreicht. Auch ein Trainer muss begeistern können und die Idee in die Köpfe der Spieler bekommen. Dazu braucht man eben auch Dinge wie Sachkompetenz, ganz klar, und der Trainer sollte, meines Erachtens, aber auch anfassbar sein. Er sollte sich nicht über den Dingen stehend sehen. Gerade jetzt in der A-Liga finde ich das schon wichtig, dass da doch Nähe da ist.  Gerade in meinem Bereich als Spielertrainer ist es nicht immer ganz einfach, da zwischen Nähe und Distanz zu entscheiden. Ich glaube, das klappt ganz gut. Er muss Vorbild sein: Wie man sich auf dem Platz verhält, wie man sich gibt. Ich finde es eben auch wichtig, dass man vernünftig kommuniziert, mit den Spielern. Ich denke mal, wenn du mir diese Fragen in zwei, drei Jahren stellst, werde ich vielleicht andere Dinge benennen. Aber das ist es, was ich aktuell wichtig finde. Ein Trainer sollte sich auch nicht zu wichtig nehmen, aber das Entscheidende ist für mich als Trainer, dass die Idee, die du vielleicht hast, wirklich auch verkörperst und es schaffst, diese Idee, auch durch Trainingsmethoden, in die Köpfe der Spieler zu bekommen und eben auch fachliche Kompetenz ausstrahlst.

Ein Trainer sollte Spieler/Menschen führen können. Berufsbedingt muss ich das eh, mit den kleinen Kindern, den Grundschulkindern. Aber man sollte schon – das macht auch die Erfahrung – einzelne Spieler, jedoch natürlich auch die gesamte Mannschaft, führen können.“

 

 

Lippe-Kick: Was ist im Training oder Spiel für dich absolut inakzeptabel?

 

Steffen: „Inakzeptabel ist für mich, wenn man nicht loyal ist. Ich finde zum Beispiel, dass öffentliche Kritik auf dem Spielfeld nichts zu suchen hat, so nach dem Motto: ‚Trainer, was spielen wir hier überhaupt für eine Sch….?‘ oder was weiß ich. Weil: Das ist ein ganz klares Zeichen dafür, dass irgendwas nicht passt in der Mannschaft. Dem Gegner das dann damit auch so zu zeigen, ist nicht akzeptabel. Ansonsten kann ich eigentlich mit allem leben. Ich finde natürlich rassistische Bemerkungen oder ähnliches, das geht auch gar nicht. Das kommt bei uns aber auch nicht vor. Auch von außerhalb finde ich das inakzeptabel, wenn Fans da so ausarten, dass es zu rassistischen Bemerkungen kommt. Ansonsten kann ich mit vielem leben, auf dem Spielfeld, solange man sich nach dem Spiel auch wieder in die Augen gucken und sagen kann: ‚Hey, das war nicht in Ordnung. Tut mir leid, dass das passiert ist.‘ Aber dafür bin ich auch viel zu lange Fußballer, dass Emotionen eine Riesenrolle spielen würden. Zu manchen Dingen sollte man sich nicht hinreißen lassen, aber ich werde Menschen auch nicht grundsätzlich ändern. Das möchte ich auch gar nicht, aber natürlich habe ich dann auch meine klare Meinung dazu. Wenn wir dann nachher auch vernünftig darüber sprechen, Dinge auch ausräumen können, dann ist das auch für mich gegessen.“

 

 

Lippe-Kick: Bist du an der Seitenauslinie eher der sachliche Dirigent oder der impulsive, lautstarke Typ?

 

Steffen: „Ich stehe ja nun noch oftmals auch noch selbst auf dem Platz. Ich versuche beides, wenn ich außen bin, auch sachlich zu dirigieren, aber ich bin schon eher impulsiv. Ich finde, das beißt sich ja gar nicht. Man kann ja sachlich und impulsiv gleichzeitig sein. Aber ansonsten bin ich schon eher auch ein ziemlich lautstarker Typ, aber das bin ich auf dem Platz und das bin ich neben dem Platz. Ich denke mal: Ein klarer Typ vielleicht.“

 

 

Lippe-Kick: Thema: Stressbewältigung. Was hilft dir, den Akku wieder aufzuladen und vom Ligaalltag abzuschalten? Hast du eventuell ein Hobby, das dir dabei hilfreich ist?

 

Steffen: „Mein Hobby ist Fußball und überhaupt viel Sport. Bewegung ist für mich ganz wichtig. Meine Kinder oder die Familie, mit ihnen bewege ich mich halt auch sehr gerne. Das ist sicherlich auch ein großer Ausgleich: Mit der Familie etwas zu unternehmen. Ansonsten höre ich auch ganz gerne Musik, bin da auch mal gerne für mich alleine, wenn ich Musik höre. Ob das nun Stressbewältigung ist? Ich bin eigentlich nicht so ein gestresster Typ. Treffen mit Freunden, die nicht so viel mit Fußball zu tun haben, sich über andere Dinge zu unterhalten – das finde ich auch sehr schön. Das sind Momente, in denen ich dann überhaupt nicht über Fußball nachdenke.“

 

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