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Lippe, deine Fußballtrainer

Lippe, deine Fußball-Trainer – Folge 14: Tim Hosch

Die Trainer der Bezirks- und Kreisligen aus Detmold und Lemgo. Lippe-Kick porträtiert sie in der neuen Serie. Heute rücken wir Tim Hosch vom TuS Eichholz-Remmighausen in den Fokus.

 

„Attacke!“

 

Lippe, deine Fußball-Trainer (ts). Das beschreibt die Spielkultur, die Tim Hosch favorisiert. Er nutzt das Prinzip der Gruppendynamik, um als Team zusammenzuwachsen und den einzelnen Spielern Räume aufzuzeigen, die sie in ihrer persönlichen Entwicklung voranbringen. Empathie ist für ihn ein sehr wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Lippe-Kick-Reporter Thomas Sauerbier hat sich mit ihm ausgiebig unterhalten. Viel Spaß beim Kennenlernen!

 

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Alter: 36

 

Verein: TuS Eichholz-Remmighausen

 

Trainer im Verein seit: 2019

 

Trainer seit: 2011

 

Trainerlaufbahn:

TuS Eichholz-Remmighausen, E-Jugend; TuS Eichholz-Remmighausen II, seit Oktober 2019: TuS Eichholz-Remmighausen I

 

Spielerlaufbahn:

TuS Horn-Bad Meinberg, Spielvereinigung Heiligenkirchen, TuS Eichholz-Remmighausen, TG-Darmstadt, TuS Eichholz-Remmighausen.

 

 

 

Lippe-Kick: Wie bist du zum Trainerposten in deinem Verein gekommen?

 

Tim Hosch: „Es ist vielleicht der konsequente Weg meiner Ausbildung. Mein erstes Traineramt habe ich schon während des Sportstudiums, mit der E-Jugend, übernommen. Im Anschluss übernahm ich die zweite Mannschaft, mit der wir nur ganz knapp am Aufstieg gescheitert sind. Die nächsten Jahre habe ich, für das Master-Studium, das Traineramt dann ruhen lassen, bis ich schlussendlich die Ehre hatte, das Amt von meinen beiden Vorgängern Jan Eskuchen und Mathias Hennig zu übernehmen. Die beiden Jungs haben einen super Job gemacht und mir den Einstieg extrem erleichtert. Den Sport-Master habe ich dann kurz nach der Übernahme mit der B-Lizenz erweitert und bin dann seit Oktober 2019 Trainer des TuS Eichholz-Remmighausen I.“

 

 

Lippe-Kick: Auf welche Aspekte legst du persönlich im Training einen besonderen Wert?

 

Tim Hosch: „Ich fokussiere mich in der Gestaltung des Trainings auf eine gesunde Mischung aus Grundlagen, die bei mir zu jeder Einheit gehören und kognitiver Förderung der Spieler. Es geht um die vier Wahrnehmungsformen, mit denen sich der Spieler zu Tausenden im Spiel beschäftigen muss. Wir reden von der eigenen Position auf dem Feld, die des Balles, des Gegenspielers und am wichtigsten: des Mitspielers. Ich möchte die Spieler auf kinästhetischer und kognitiver Ebene fordern, um ihnen das Werkzeug an die Hand zu geben, Lösungen auf dem Spielfeld immer neu zu finden. Die Grundlagen fördern, dabei insbesondere das Passspiel, auf das ich viel Wert lege. Das Ganze wird abgerundet durch gute konditionelle und athletische Arbeit. Am wichtigsten ist aber auch immer der Wettkampf und Spaß. Im Training gehören Lacher zum Pflichtprogramm.“

 

 

Lippe-Kick: Was sind für dich absolute Grundvoraussetzungen in der Zusammenarbeit zwischen Spielern und Trainer?

 

Tim Hosch: „Gemeinsame Werte und Ziele. Beide Seiten müssen am selben Strang ziehen, um eben die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Mir ist aber auch total wichtig, dass alle Parteien sich auch mal auf die Schippe nehmen können und in ernsten Momenten für die Gruppe da sind. Wir haben einen Wertekompass, der Transparenz, Ehrlichkeit, Respekt und Einsatzwille für alle festhält.“

 

 

Lippe-Kick: Für welche Spielkultur stehst du bzw. welche Spielstrategie hältst du für die erfolgversprechendste?

 

Tim Hosch: „Ich bin ganz klar ein Verfechter des offensiven Fußballs. 80 Tore in der abgelaufenen Saison unterstreichen das, denke ich. Ich möchte im Grunde, dass jeder Spieler des Spiels, nach dem Spiel – egal ob Sieg oder Niederlage –, das Gefühl hat, wir haben alles reingeworfen und waren bis zum Abpfiff griffig und haben nach vorne gespielt. Ich möchte, im besten Fall, das Heft des Handelns in der Hand haben. Allerdings ist mir durchaus bewusst, dass wir eine bessere Balance finden müssen, in Zukunft. Je nach Spielermaterial nimmt das natürlich auch Einfluss auf die Beantwortung der Frage. Aber grundsätzlich: Attacke!“

 

 

Lippe-Kick: Dein schönstes Erlebnis als Trainer?

 

Tim Hosch

Tim Hosch: „Ich liebe dieses Hobby und kann daher kaum nur ein Erlebnis hervorheben. Siege sind immer schön, aber auch Niederlagen können sich am Ende als Schlüssel entpuppen und Positives bewirken. Ich freue mich am meisten, wenn ich aber sehe, wie sich Spieler entwickeln, mutig werden und neue Positionen in der Gruppe einnehmen. Der Aufstieg in der Corona-Saison bleibt natürlich auch in meinem Kopf hängen. Am meisten freut es mich aber, dienstags zu sehen, wie die Jungs der Inklusionsmannschaft mit voller Power trainieren und uns abfeiern, wenn das Training beginnt. Einfach eine super Truppe.“

 

 

 

Lippe-Kick: Dein negativstes Erlebnis als Trainer?

 

Tim Hosch: „Ich hatte bisher noch kein Erlebnis, was ich unter diese Frage schreiben könnte. Natürlich ist man nicht immer zufrieden oder 100 Prozent motiviert, aber bisher habe ich immer versucht, das Positive aus den Situationen zu lernen und zu reflektieren.“

 

 

 

Lippe-Kick: Gibt es Vorbilder, an denen du dich als Trainer/Mensch orientierst?

 

Tim Hosch: „Nicht den einen speziellen, aber ich finde den Beruf Trainer und die Menschen dahinter insgesamt sehr inspirierend. Sei es Kloppo, Pep, Sarri oder Streich. Alle sind faszinierend. Menschenführer im Allgemeinen sind einfach spannend. Ich denke, dass dennoch jeder Amateur-Trainer etwas von den prominenten Beispielen übernimmt. Vorbilder gehören auch zur Charakterbildung.“

 

 

Lippe-Kick: Erinnerst du dich an das Spiel, in dem du dich als Trainer am meisten gefordert fühltest?

 

Tim Hosch: „Mir fällt auch nicht das eine Spiel ein. Mein Anspruch ist es aber, in jedem Spiel einen kleinen Teil in die Gruppendynamik zu investieren, damit die Gruppe als Gesamtes Erfolg hat. Für mich zählt, in den Spielen, gerade das taktische Gespür dazu, aber mehr noch: die Motivation und das Einstehen für die Jungs. Ich möchte den Jungs einfach einen Impuls geben und die letzten zehn Prozent dadurch pushen.“

 

 

 

Lippe-Kick: Welche Ziele verfolgst du persönlich als Trainer?

 

Tim Hosch: „Grundsätzlich betreibe ich das als Hobby. Dies muss mit meinen privaten Zielen vereinbar sein. Dennoch habe ich sicher die Ambitionen, auch als Trainer noch zu wachsen. Ich versuche, mich grundsätzlich immer weiterzubilden und auch zu entwickeln. Ich bin sicher nicht mehr der Trainer von 2019 oder der zu Anfang. Eine neue Perspektive zu sehen, ist kurz- oder mittelfristig das Ziel. Aber man muss immer auch sehen, was die Zukunft bringt. Ein Leben lang Eichholz-Remmighausen ist auch möglich.“

 

 

Lippe-Kick: Was könnte deine Arbeit als Trainer aktuell erleichtern? Gibt es Ärgernisse für dich?

 

Tim Hosch: „Ich muss schon klar sagen, dass wir einen gesellschaftlichen Wandel erleben. Dies fällt mir auch in meinem Berufsleben auf. Dieses geringe Commitment, das Verschreiben für ein Ziel, die 100 Prozent Hingabe, weicht etwas der gewollten Flexibilität. Ich versuche, mich diesbezüglich auch anzupassen und den Jungs entsprechende Regelungen zu ermöglichen. Erleichtern würde mir das aber, das rechtzeitige Beantworten von WhatsApp-Nachrichten.“

 

 

Lippe-Kick: Welche Tugenden sind in deinen Augen die wichtigsten, die man mitbringen muss, um als Coach gute Arbeit leisten zu können?

 

Tim Hosch: „Empathie! Eine Fußballmannschaft ist etwas unheimlich Spannendes und die Kabine setzt sich aus derart vielen und unterschiedlichen Charakteren zusammen, da musst du als Coach einfach ein Gespür für den Einzelnen haben. Leidensfähigkeit und ein dickes Fell finde ich auch wichtig.“

 

 

 

Lippe-Kick: Was ist im Training oder Spiel für dich absolut inakzeptabel?

 

Tim Hosch: „Gewalt.“

 

 

 

Lippe-Kick: Bist du an der Seitenauslinie eher der sachliche Dirigent oder der impulsive, lautstarke Typ?

 

Tim Hosch: „Ich bin zu 100 Prozent der impulsive Typ. Ich arbeite hier auch aktiv an mir und finde, dass ich es immer besser balancieren kann. Dennoch habe ich auch mal ein Spiel, wo ich am Ende denke: Mensch, das war nicht nötig. Ich versuche, mich im Grunde immer wie ein Löwe vor meine Jungen zu werfen und reagiere dann, ab und an, auch mal zu impulsiv auf Provokationen. Seit ich aber ausschließlich versuche, positive Kommunikation seitens meines Teams zu artikulieren, bin ich mit mir zufrieden. Ich musste Ende der Saison in der Ansprache sogar kürzertreten, da ich Stimmband-Probleme hatte.“

 

 

Lippe-Kick: Thema: Stressbewältigung. Was hilft dir, den Akku wieder aufzuladen und vom Ligaalltag abzuschalten? Hast du eventuell ein Hobby, das dir dabei hilfreich ist?

 

Tim Hosch: „Das ist einfach: Mein Hund Kenzo und der Wald. Ich habe noch keine Kinder, daher habe ich da keinen validen Vergleich, aber, wenn ich nach Hause komme und mich der verrückte Hund wie wild anwedelt und mir durchs Gesicht leckt, ist viel Ärger sofort verschwunden. Nach dem 1:7 gegen Heiden war ich mit Kenzo drei Stunden im Wald spazieren – danach war alles klar. In der Folge haben wir auch kein Spiel mehr verloren.  Ein wichtiger Faktor ist aber auch mein Vater, der mit mir regelmäßig Analysen betreibt. Es macht in den Momenten großen Spaß, über Fußball zu reden.“

 

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