Connect with us

Lippe, deine Fußballtrainer

OWL, deine Fußball-Trainer – Folge 6: Matthias Rebmann

Die Trainer der Bezirks- und Kreisligen aus Detmold, Lemgo und Peckelsheim. Lippe-Kick porträtiert sie in der neuen Serie. Heute rücken wir Matthias Rebmann vom FC Peckelsheim-Eissen-Löwen in den Fokus.

 

Licht und Schatten

 

OWL, deine Fußball-Trainer (ts). Er hat in seiner Trainerlaufbahn, die vor fast 20 Jahren startete, schon einiges erlebt: Vom emotionalen Siegtreffer in der letzten Spielminute bis zum Ausbleiben der Vertragsverlängerung, trotz des Aufstiegs in die Bezirksliga, waren einige nennenswerte Momente dabei. Matthias Rebmanns Appell gegen Rassismus im Fußballsport und im Alltag der Gesellschaft generell darf gern verinnerlicht und weitergetragen werden. Lippe-Kick-Reporter Thomas Sauerbier hat sich mit dem erfahrenen und smarten Coach unterhalten. Viel Spaß beim Kennenlernen!

 

 

 Ihr wollt auch außerhalb vom Spielfeld nicht der zweite Sieger sein? Dann meldet euch gerne hier!

 

 

 

 

Jahrgang: 1971

 

Matthias Rebmann

Verein: FC Peckelsheim-Eissen-Löwen

 

Trainer im Verein seit: April 2017

 

Trainer seit: 2003

 

Trainerlaufbahn:

2003 – 2007: FC Peckelsheim-Eissen-Löwen (A-Liga)

2007 – 2010: VfB Jordania Borgholz, SV Borgholz-Natzungen (Bezirksliga; A-Liga; Bezirksliga)

2011 – 2014:  FC Peckelsheim-Eissen-Löwen (A-Jugend: Bezirksliga; A-Jugend: Kreisliga)

2012 / 2013, Rückserie: aushilfsweise Senioren erste Mannschaft des FC Peckelsheim-Eissen-Löwen (Kreisliga A)

ab April 2017: erste Mannschaft des FC Peckelsheim-Eissen-Löwen (Bezirksliga)

 

 

Spielerlaufbahn:

1979 – 1995: Jugend und Senioren beim TuS Rot Weiss Peckelsheim (A-Liga)

1995 – 2003: VfB Jordania Borgholz (Bezirksliga und Landesliga)

2003 – 2007: TuS Rot-Weiß Peckelsheim bzw. FC Peckelsheim-Eissen-Löwen (A-Liga)

2007 – 2010: VfB Jordania Borgholz bzw. SV Borgholz–Natzungen (Bezirksliga und A–Liga)

 

 

 

 

 

 

Lippe-Kick: Wie bist du zum Trainerposten in deinem Verein gekommen?

Matthias Rebmann

Matthias Rebmann: „Zum Trainerposten bin ich durch meine persönlichen Beziehungen zu meinem Heimatverein TuS Rot-Weiß Peckelsheim gekommen. Eigentlich wollte ich meine Spielerlaufbahn 2003, nach einer schweren Knieverletzung, in Borgholz beenden. Da hat mein Bruder mich angesprochen und gefragt, ob ich mir den Trainerposten in Peckelsheim vorstellen könnte. Nach einigem Überlegen habe ich dann dort zugesagt und 2003 als Spielertrainer in Peckelsheim angefangen. Im April 2017 war es dann eine schwierige sportliche Situation in Peckelsheim. Der Verein hatte schon zwei Trainerwechsel vollzogen und die Mannschaft war nur einen Punkt vor den Abstiegsplätzen. Nach einem 0:7 gegen Warburg hat der Vorstand mich angesprochen, ob ich bereit wäre, die letzten acht Spiele als Trainer zu übernehmen. Wir haben dann fünf der acht Spiele gewonnen und uns vorzeitig gerettet. Danach haben wir bis heute, Jahr für Jahr, verlängert.“

 

Ihr wollt flexibel und unabhängig alle Berichte auf Lippe-Kick lesen? Wann und wie ihr wollt? Mit Frei-Abos? Dann sichert euch jetzt das Vereins-Abo! Meldet euch gerne bei info@lippe-kick.de.

 

 

 

Lippe-Kick: Auf welche Aspekte legst du persönlich im Training einen besonderen Wert?


Rebmann: „Der wichtigste Aspekt im Training ist, unsere Grundordnung gegen den Ball zu trainieren. Es ist für uns sehr wichtig, dass die Abläufe bei gegnerischem Ballbesitz koordiniert und schnell ablaufen. Jeder muss sofort wissen, was zu tun ist. Das ist nicht immer einfach, da im Amateurbereich nicht immer alle Spieler beim Training sind. Da gilt es, immer wieder nachzujustieren. Dazu trainieren wir immer wieder das Übergangsspiel nach Balleroberung von Defensive auf Offensive. In der Vorbereitung steht natürlich auch der konditionelle Aspekt mit im Vordergrund.“

 

 

Lippe-Kick: Was sind für dich absolute Grundvoraussetzungen in der Zusammenarbeit zwischen Spielern und Trainer?

 

Kuriose Diskussion: Nachdem FC PEL-Coach Matthias Rebmann zu oft eine nicht geahndete Abseitsposition moniert, empfiehlt ihm Schiedsrichter Zsolt Seevald, seine Mannschaft umzustellen, damit sie nicht mehr in solche Situationen kommt. © Lippe-Kick / A. Bell

Rebmann: „Grundvoraussetzung ist für mich das gegenseitige Vertrauen. Ich muss mich auf alle meine Spieler verlassen können. Umgekehrt erwarten sie aber auch von mir, dass ich alles investiere, um erfolgreich Fußball zu spielen, dass ich authentisch rüberkomme und ihnen nichts vormache. Sie wissen, was ich verlange, aber auch die Spieler fordern ein vernünftiges Training und eine gute Spielvorbereitung. Also ist die Verlässlichkeit die absolute Grundvoraussetzung auf beiden Seiten.“

 

 

Lippe-Kick: Für welche Spielkultur stehst du bzw. welche Spielstrategie hältst du für die erfolgversprechendste?


Rebmann: „Meine Spielstrategie, aber auch die Spielphilosophie des Vereins, ist seit Jahren das schnelle Umschaltspiel nach Balleroberung. Dafür müssen wir eine absolut stabile Grundordnung gegen den Ball haben. Dazu benötigen wir, nach dem Ballgewinn, sofortiges Erkennen und Anlaufen von freien Räumen in der Tiefe. Wichtig ist mir auch, dass der erste Ball nach der Balleroberung sauber gespielt wird. Denn dann können wir Tempo aufnehmen und den Gegner ungeordnet erwischen. Das versuchen wir in jedem Training weiterzuentwickeln.“

 

 

Lippe-Kick: Dein schönstes Erlebnis als Trainer?


Rebmann: „Es gibt da einige schöne Erlebnisse. Der Aufstieg 2007 als Spielertrainer mit dem FC Peckelsheim-Eissen-Löwen in die Bezirksliga. 2009, der Aufstieg mit dem SV Borgholz-Natzungen in die Bezirksliga. Aber einer der emotionalsten Momente war 2017 auf unserem Sportfest in Eissen, als wir sportlich sehr unter Druck waren und Kai Stolte, in der letzten Sekunde, den Ball aus 25 Metern per Volleyabnahme zum 2:1-Sieg in den Winkel schießt. Das war Freude pur und fast schon der Klassenerhalt.“

 

 

 

Lippe-Kick: Dein negativstes Erlebnis als Trainer?


Rebmann: „Da gibt es zwei Momente: Im Winter 2006/2007 kam der Vorstand des FC Peckelsheim-Eissen-Löwen zu mir – wir standen auf dem dritten Platz – und teilte mir mit, dass sie im Sommer nicht mehr mit mir verlängern. Wir haben dann in der Rückserie kein Spiel mehr verloren und sind in die Bezirksliga aufgestiegen. Es war schon sehr schade, dass ich die Mannschaft in der Bezirksliga nicht mehr begleiten konnte. 2008 hat der damalige Vorstand des VfB Jordania Borgholz/SV Borgholz-Natzungen entschieden, die Mannschaft aus der Bezirksliga zurückzuziehen. Wir sind zwar, im Jahr darauf, wieder aufgestiegen, aber es ist schon bitter, wenn du das ganze Jahr alles dafür gibst, nicht abzusteigen und dann zieht der Verein zurück.“

 

 

Lippe-Kick: Gibt es Vorbilder, an denen du dich als Trainer oder als Mensch orientierst?


Rebmann: „Als Trainer sehe ich Christian Streich sehr gerne. Ich glaube, er ist sehr authentisch, spielt niemandem etwas vor, trägt sein Herz auf der Zunge und ist gerade deshalb sehr liebenswert. Ansonsten halte ich es mit einem Spruch von Jürgen von Manger (Tegtmeier): ‚Immer Mensch bleiben‘.“

 

 

Lippe-Kick: Erinnerst du dich an das Spiel, in dem du dich als Trainer am meisten gefordert fühltest?


Rebmann: „Am meisten war ich als Trainer in meinem ersten Spiel, im April 2017, gegen Anreppen gefordert. Die Mannschaft war nach dem 0:7 gegen Warburg richtig am Boden. Da brauchte ich die richtigen Worte, aber auch Maßnahmen, die sofort zum Erfolg führen. Dazu hatte ich nur zwei Tage Zeit. Da war ich richtig gefordert. Da hat sich zwei Tage lang alles nur um den Fußball und um dieses eine Spiel gedreht. Zum Glück, mit einem guten Verlauf für uns. Generell fühle ich mich aber in jedem Training und in jedem Spiel gefordert. Ich bin der Meinung, dass man nie lockerlassen darf. Das merkt die Mannschaft sofort und lässt es dann auch schleifen.“

 

 

Lippe-Kick: Welche Ziele verfolgst du persönlich als Trainer?


Rebmann: „Natürlich ist es mein Ziel, so erfolgreich wie möglich die Saison abzuschließen. Aber Ziel ist es auch immer, dass man sieht, wie die Mannschaft sich weiterentwickelt. Ein großes Ziel von mir ist es, junge Spieler an die Bezirksliga heranzuführen und sie zu einer festen Größe in der Mannschaft zu etablieren. Für uns ist das enorm wichtig, da wir nicht über die finanziellen Möglichkeiten verfügen, um fertige Spieler von anderen Vereinen zu uns zu holen.“

 

 

Lippe-Kick: Was könnte deine Arbeit als Trainer aktuell erleichtern? Gibt es Ärgernisse für dich?


Rebmann: „Leider gibt es nur noch wenige, die sich die Zeit nehmen, im Verein Aufgaben zu übernehmen. So haben wir bei der ersten Mannschaft keinen Betreuer mehr. Wir haben mit Hubertus Schade einen Torwart-Trainer, mit dem die Zusammenarbeit hervorragend klappt. Er übernimmt auch schon mal ein Training, wenn ich verhindert bin, aber ein Co-Trainer fehlt ebenfalls. Es wäre schon schön, wenn es Leute geben würde, die sich rund um das Team engagieren würden. Das würde mir bei der Spielvorbereitung, aber auch im Trainingsbetrieb helfen.“

 

 

Lippe-Kick: Welche Tugenden sind in deinen Augen die wichtigsten, die man mitbringen muss, um als Coach eine gute Arbeit leisten zu können?


Rebmann: „Die Tugenden sind zunächst ein gesunder Ehrgeiz, der aber auch nicht übertrieben sein darf, da unsere Spieler keine Profis sind, sondern den Sport aus Spaß am Fußball betreiben. Wir sind und bleiben Hobbyfußballer. Eine Tugend ist natürlich auch der Fleiß, sich immer gut auf das Training sowie die Spiele vorzubereiten, wissen, wie die Gegner spielen, Stärken und Schwächen der Gegner einschätzen zu können und meine Mannschaft darauf einzustellen. Dazu braucht man eine gute Menschenführung und Menschenkenntnis, um mit jedem Spieler individuell umgehen zu können. Ich glaube, dass diese Tugend grundlegend ist, um eine Mannschaft führen zu können.“

 

 

Lippe-Kick: Was ist im Training oder Spiel für dich absolut inakzeptabel?


Rebmann: „Absolut inakzeptabel ist für mich Rassismus auf und neben dem Platz. Wir haben es letztes Jahr zweimal gegen unseren Spieler Paboy Fanneh erlebt. Das ist für mich auch ein Grund, ein Spiel sofort abzubrechen. Wenn ein Spieler aufgrund seiner Herkunft, Hautfarbe oder nur, weil er nicht in irgendein Weltbild passt, aufs Übelste beleidigt wird, dann sind für mich sämtliche Linien überschritten.“

 

 

Lippe-Kick: Bist du an der Seitenauslinie eher der sachliche Dirigent oder der impulsive, lautstarke Typ?

 

Rebmann: „An der Seitenlinie versuche ich erstmal, ruhig zu dirigieren, aber auch lautstark zu motivieren. Ich bin aber schon immer emotional auf den Sportplätzen unterwegs gewesen und wenn etwas absolut nicht passt, werde ich auch ungemütlich. Ich versuche, mich aber in dieser Hinsicht schon immer mehr zurückzunehmen, gerade auch gegenüber den Schiedsrichtern, vor deren Leistungen ich großen Respekt habe. Es gelingt mir aber nicht immer. Daran muss ich weiter arbeiten.“

 

 

Lippe-Kick: Thema: Stressbewältigung. Was hilft dir, den Akku wieder aufzuladen und vom Ligaalltag abzuschalten? Hast du eventuell ein Hobby, das dir dabei hilfreich ist?

 

Rebmann: „Den größten Stress baue ich bei meiner Familie ab. Meine Frau weiß genau, wann ich Ruhe benötige, aber auch, wann ich reden will oder sogar muss, um etwas Dampf abzulassen. Dazu bin ich vor einigen Wochen Opa geworden. Da gibt es dann natürlich auch andere Dinge als Fußball: Spazieren mit dem Kinderwagen, aber auch Unterstützen der kleinen, jungen Familie. In der langen Corona-Pause bin ich fast jeden Tag 50 Kilometer Fahrrad gefahren – unmotorisiert, versteht sich. Leider ist das durch die häufigen Trainingseinheiten wieder weniger geworden, aber auch da ist es das Ziel, wieder aktiver zu werden.“

 

More in Lippe, deine Fußballtrainer